“Wir demonstrieren weiter …”

Interview mit Angela Magenheimer, Obfrau und Mitarbeiterin im Koordinationsbüro von „Ehe ohne Grenzen“

Seit wann gibt es „Ehe ohne Grenzen“?

Die Initialzündung war Februar 2006. Als Verein gibt es uns seit Oktober 2006, davor waren wir einfach eine Gruppe von Betroffenen und dann haben wir beschlossen, dass es Sinn macht uns als Verein zu gründen.

Was war die Motivation Ehe ohne Grenzen zu gründen?

Es war jetzt nicht so dass ich gesagt habe:„So und jetzt gründe ich Ehe ohne Grenzen, sondern das ist passiert. Mein Mann und ich waren als Ehepaar genauso betroffen und ich war auf der Suche nach anderen, denen es genauso geht und habe bei einer Pressekonferenz von Asylkoordination, Helping Hands und der Fibel als Betroffene gesprochen. Dort habe ich andere Frauen kennen gelernt, die auch Partner hatten, die illegalisiert waren. Und wir haben dort beschlossen wir setzten uns einmal zusammen. Beim ersten Treffen im Februar waren wir 15 und zwei Monate bei einem der nächsten Treffen schon 150.

Was sind Eure Anliegen/Forderungen?

Die Gleichstellung von binationalen Paaren mit innerösterreichischen Beziehungen. Dafür wäre natürlich eine umfassende Änderung bzw Sanierung des bestehenden Fremdenrechts notwendig. Da gehört viel dazu zum Beispiel, dass man die sogenannten Altfälle schleunigst saniert das heißt, dass Partnern und Partnerinnen die 2005 einen Antrag auf Niederlassungsbewilligung gestellt haben, diese jetzt endlich erteilt bekommen. Dazu gehört auch, dass man die Auslandsantragstellung abschafft. Und dass es keine Einkommensgrenze  mehr geben darf. Jetzt ist es so, dass man als österreichische Partnerin 1091 Euro und ab 1. Jänner 2008 1122 Euro verdienen muss. Das muss man einmal verdienen, sonst hat man eh keine Chance mit seinem Partner in Österreich zu leben. Außerdem braucht es, wie vor der Gesetzesänderung praktiziert, wieder Zugang zum Arbeitsmarkt für unsere PartnerInnen, ab der Hochzeit.

Und wie schaut eure Arbeit bei Ehe ohne Grenzen aus?  In welchen Bereichen seit ihr aktiv?

Das eine ist der Austausch und die Vernetzung, das ist sehr wichtig. Dazu gehört vor allem Erfahrungsaustausch. Wir haben einmal in der Woche am Mittwoch ein Plenum für Wien und alle 6 bis 8 Wochen österreichweite Plenas. Außerdem haben wir ein Büro.

Und was bietet ihr dort an? Ich habe gehört ihr macht Beratung für Betroffene.

Das ist umfassender. Beratung ist so ein komisches Wort. Mir geht es vor allem darum, dass die Leute wissen, was ihre Rechte sind und dass sie sich mit ihrer eigenen Situation auskennen und dass man nicht Bittstellerin wird. Es geht aber nicht nur darum sich Informationen zu holen, sondern Multiplikatorin zu werden. Und die Beratung ist immer mit der Einladung gekoppelt sich zu engagieren, dabei zu sein und selber etwas zu tun. Das ist glaube ich sehr wichtig bei „Ehe ohne Grenzen“, dass wir es geschafft haben, die Leute aus der Opferrolle herauszuholen. In letzter Zeit treten auch viele Wissenschafterinnen an uns heran um unsere Expertinnenmeinungen einzuholen. Wir stehen auch für Diplomarbeiten und Seminararbeiten als Interviewpatnerinnen zur Verfügung. Wir sind auch international vernetzt. Medienarbeit  und in einem engen Netzwerk mit andere NGOs zusammenzuarbeiten ist uns auch sehr wichtig. Vorallem auch mit andern Betroffenen, die sich gegen das Fremdenrecht engagieren, denen es aber um andere Aspekte als multinationale Paare geht.

Was würdet ihr euch von Seiten der politischen Parteien wünschen?

Dass einmal damit aufgehört wird auf billige Wählerinnenstimmen zu schielen.

Gibt es noch Punkte die dir wichtig sind?

Ja was mich an der Diskussion um binationale Paare oder Zuwanderer überhaupt stört, ist abgesehen davon, dass sowieso alle Agenden im Innenministerium gelagert sind, dass es immer eine Sicherheitsdiskussion ist. Das ist etwas wo ich das Gefühl habe es geht unheimlich an der Diskussion vorbei. Gerade bei binationalen Paaren oder Familien kann es doch nicht sein, dass Familie und Beziehung zu einem Sicherheitsthema wird. So nach dem Motto „Der Fremde als potentielles Sicherheitsrisiko“.

Welche Aktivitäten habt ihr in nächster Zeit geplant?

Naja wir demonstrieren weiter und dann müssen wir in nächster Zeit verzweifelt versuchen Geld aufzutreiben.

  • Kundgebung von Ehe ohne Grenzen jeden Mittwoch um 17:00 vor dem Innenministerium (Herrengasse 7)

In der Zeitung Vorwärts erscheint nur eine gekürzte Version dieses Artikels.

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