Fr 04.11.2005
Lew Dawidowitsch Bronstein (Trotzki), Jahrgang 1879, tritt im Alter von 18 Jahren in den "Südrussischen Arbeiterbund" ein. 1898 wird er erstmalig verhaftet und in weiterer Folge nach Sibirien verbannt. Er flüchtet und trifft 1902 in London auf Lenin. Er schreibt Artikel für das Organ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands (SDAPR), ISKRA. Nach den Ereignissen im Januar 1905, als hunderte demonstrierende Arbeiter vor dem Winterpalais von der zaristischen Kavallerie niedergeschossen werden, kehrt Trotzki nach Rußland zurück. Der - später blutig niedergeschlagene - große Generalstreik im Oktober 1905, wird vom ersten Petrograder Sowjet, dessen Vorsitzender Trotzki ist, angeführt. Trotzki wird verhaftet ud nach einem prozeß 1906 Richtung Sibirien deportiert. Auf der Reise dorthin entkommt Trotzki und reist über Umwege nach Wien. 1912 kommt es nach langen Richtungsstreitigkeiten zur endgültigen Spaltung der SDAPR in die gemäßigten (Menschewiki) und eine weiter fest entschlossene revolutionären (Bolschewiki). Trotzki stellte sich anfänglich auf die Seite der Menschewiki nahm kurz darauf eine eher unabhängige Haltung ein.
Ende 1914, nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, begibt er sich nach Paris und gibt dort die sozialistische Zeitung "Nasche Slowo" (Unser Wort) heraus.
Im September 1915 findet in der Schweiz die von den Resten der Sozialistischen (II.) Internationale einberufene Zimmerwalder Konfernz statt. Ihr Manifest, welches sich gegen den Ersten Weltkrieg richtet und sich die "Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa" zum Ziele setzt, wurde von Leo Trotzki verfaßt. Einige Monate darauf wird er von Frankreich nach Spanien ausgewiesen und muß von dort in die USA reisen. Als im März 1917 der Zarismus von der Revolution dahingefegt wird, versucht Trotzki nach Rußland zu gelangen. Er erreicht Petrograd aber erst im Mai, da er von der britischen Regierung in Kanada interniert wird.
Aufgrund der Julidemonstrationen wird ein Teil der bolschewistischen Führung und Trotzki inhaftiert. Zur selben Zeit tritt Trotzki den Bolschewiki bei denen er politisch schon lange nahesteht, und wird, während er noch immer im Gefängnis weilt, am Sechsten Parteitag mit großer Stimmenanzahl ins Zentralkomitee gewählt. Am 7. November 1917 befehligt er das Petrograder Militärische Revolutionskomitee und trägt damit entscheidend zum Sieg der Revolution der Arbeiter und Bauern bei.
1918 leitet Trotzki die russische Delegation bei den separaten Friedensgesprächen mit den Mittelmächten in Brest-Litowsk.
Im Bürgerkrieg von 1918 bis 1920/21 spielt Leo Trotzki wieder eine wesentliche Rolle. Er lebt über zwei Jahre in einem Zug, welcher von Front zu Front, von Ort zu Ort fährt, wo Trotzki in seiner Funktion als Oberbefehlshaber der Roten Armee und Vorsitzender des Revolutionären Kriegsrates benötigt wird. Von diesem Zug aus, der unter anderem eine Druckerei, einen Generalstab und eine Radiostation enthielt, leitet er die Organisation des Bürgerkriegs gegen die imperialistische und innere Konterrevolution, welche über ein Dutzend Armeen in beweglichen Fronten, vom Weißen Meer bis zum Dongebiet, vom Baltikum bis hinter den Ural hielt.
Vom 2. bis 6. März 1919 findet in Moskau der erste Weltkongreß der III. Internationale (Kommunistischen) statt. Die II. Internationale hatte sich einige Zeit zuvor selbst den Todesstoß versetzt, als sich fast alle ihrer Sektionen für den imperialistischen Ersten Weltkrieg aussprach. Eine historische Niederlage!
Trotzki bringt großes Engagement in die III. Internationale ein: er schreibt die Manifeste der ersten vier Weltkongresse, ist an der Ausarbeitung der Statuten beteiligt und arbeitet in den Kommissionen mit. Zu dieser Zeit kam es zu einem Aufkeimen der Bürokratie. Trotzki erkennt, wenn auch später als Lenin, die bürokratischen Entartungen und die damit verbundenen Gefahren. Aufgrund einschneidender Ereignisse bilden Lenin und Trotzki in den folgenden Jahren einen Block gegen den Bürokratismus, als dessen Repräsentant sich Stalin erst langsam herauszukristallisieren beginnt. Als Lenin im Januar 1924 verstirbt, bricht Stalin endgültig mit dem Marxismus: die "Theorie vom (Aufbau des) Sozialismus in einem Lande". Die Linke Opposition, von Trotzki gegründet, sieht sich immer härter werdenden Angriffen der Parteibürokratie ausgesetzt, was im Oktober 1926 im Ausschluß Trotzkis aus dem Politbüro gipfelt.
Nach einem Erstarken der Linken Opposition 1927 wird Trotzki gemeinsam mit anderen aufrichtigen Bolschewiki aus der Partei ausgeschlossen, kurz darauf nach Alma Ata verbannt und 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen.
Die Jahre von 1929 bis 1933 verbringt Trotzki "schreibend" auf der Marmara-Insel Prinkipo: es entstehen (unter anderen) die Werke "Die permanente Revolution", die Autobiographie "Mein Leben" und die "Geschichte der russischen Revolution".
1932 findet die erste Konferenz der Internationalen Linken Opposition in Kopenhagen statt. Im Juli 1933 verläßt Trotzki Prinkipo und geht nach Frankreich. Ein Jahr darauf läuft sein Visum ab, und er ist gezwungen, nach Norwegen auszusiedeln. Im August 1935 beruft Stalin den VII. Kongreß der III. Internationale ein. Der letzte Kongreß fand sieben Jahre (!) zuvor statt. Auf diesem Kongreß wird die Volksfrontpolitik beschlossen. Dies bedeutet die Zusammenarbeit der Komintern-treuen Parteien mit bürgerlichen Kräften. Für Trotzki ist die Komintern "die schwerste Wunde der Arbeiterbewegung". In Norwegen schreibt er "Die verratene Revolution - was ist die Sowjetunion und wohin treibt sie?"
Vom 19. bis 24. August findet in Moskau der erste von drei Schauprozessen gegen unliebsame Gegner Stalins statt. In Abwesenheit wird Trotzki als Hauptangeklagter schuldig gesprochen. Im Januar 1937 kommt er im mexikanischen Exil an. Im Dezember desselben Jahres entsteht die vorliegende Schrift:" Die Spanische Lehre - eine letzte Warnung". Im Februar1938 wird sein Sohn Leon Sedow in Paris von der GPU (stalinistischer Geheimdienst) ermordet. Am 3. September 1938 wird der von Trotzki verfaßte "Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der IV. Internationale" als Programm auf der Gründungskonferenz der IV. Internationale angenommen.
Am 1. September 1939 beginnt der zweite Weltkrieg. trotzki hatte schon vor 1933 geschrieben, daß ein ungebremster Vormarsch des Faschismus unvermeidlich in ein neues weltweites Gemetzel münden würde.
Während Stalin mit Hitler Pakte abschloß und Polen aufteilte verteidigt Trotzki weiter den revolutionären Marxismus. Am 20. August 1940 schlägt Ramon Mercader, ein Handlanger Stalins, mit einem Eispickel Leo Trotzki eine über sieben Zentimeter tiefe Wunde in sein Gehirn. Leo Trotzki stirbt tags darauf am 21. August 1940 um 19.25 Uhr im Alter von 60 Jahren.