Happy Birthday Rock’n Roll

"Wenn du die Welt verändern willst, musst du hinausgehen und sie ändern. Musik wird sie nicht verändern." (Pete Townshend)
Albert Kropf

Am Beginn vor 60 Jahren war Rock'n Roll mehr Schlagwort als eigenständiges Genre. Die ersten Elvis- Hits wurden in den Western & Country-Hitparaden geführt. Doch Rock’n Roll hat die Welt umgekrempelt. Für die Jugend war er von Beginn an eines und darin liegt auch seine soziale und politische Sprengkraft: Rebellion!

Rock’n Roll kann sich mit etwas Talent selbst beigebracht werden. Damit stand er für Jugendliche aus der Unterschicht offen. Die Musikbranche war „anrüchig“, „unehrenhaft“. Für die Kids aus der ArbeiterInnenklasse aber war es eine großartige Chance. Im Gegensatz zu bürgerlichen Jugendlichen hatten sie keine rosigen Zukunft. Ozzy Osborne schreibt, dass „Angst davor, fünfundvierzig Jahre lang in einer Fabrik zu arbeiten und dann gebrochen und ohne einen Penny zu sterben" ein Hauptantrieb für ihn war.

Der typische Black Sabbath Sound hängt mit einem Arbeitsunfall des Gitarristen Tony Iommis zusammen. An der Stanzmaschine in Birmingham verlor er seine Fingerkuppen, konnte nur mehr mit einer heruntergestimmten Gitarre spielen. Der Metal war geboren! 1979 kam in Britannien Thatcher an die Macht und sagte der Stahl- und Schwerindustrie den Kampf an. Das 1980er Album „British Steel“ von Judas Priest aus Birmingham ist eine Warnung an Thatcher: Greif die Stahlarbeiter an und du schneidest dich! Metal-Pionier Thomas Such fuhr im Ruhrpott zuerst ins Kohleberwerk ein, dann in den Proberaum. Die Musik-Helden stammten oft aus der Arbeiterklasse und hier nicht selten aus den schlimmsten Ecken.

Hat der Rock die Welt verändert? Die Jugendproteste der 1950er bis zur Punk-Bewegung waren von ihm getragen und undenkbar ohne ihn. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist Rock’n Roll allerdings, was seine sozialkritische Funktion und Basis angeht, zunehmend vom Rap eingeholt worden. Viele Musikstars sind reich und etabliert geworden, ihre Themen haben sich geändert. Das Verhältnis von Musik, Jugendkultur und Politik ist aber nach wie vor ungebrochen. Musik beeinflusst uns, ist aber selbst auch ein Produkt der Lebensumstände, aus denen sie kommt.

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