Fr 10.10.2025
Am 27. Juli gab es am Peršmanhof in Kärnten/Koroška einen massiven Polizeieinsatz gegen ein antifaschistisches Bildungscamp - angeblich wegen “Verwaltungsübertretungen”. Wie vorgeschoben dieses Argument ist, erkennt man schon an der Tatsache, dass der Einsatz vom stv. Leiter des Kärntner Verfassungsschutzes geleitet wurde. Für Verwaltungsübertretungen war dieser Polizeieinsatz mit 7 Polizeifahrzeugen, über 30 teils schwerbewaffneten Polizist:innen, Polizeihubschrauber, Drohnen und Polizeihunden maßlos überzogen. Wie durch ein (zuerst nur in Slowenien gezeigtes) Video bekannt wurde, drangen die Einsatzkräfte mit Geschrei und teilweise mit der Hand auf dem Pistolenhalfter in den Peršmanhof ein.
Widerständige Geschichte
Der Peršmanhof ist nicht irgendein Bauernhof, sondern ein bedeutender Ort des antifaschistischen Widerstandes in Kärnten/Koroška. Er war ein wichtiger Stützpunkt der Partisan:innenbewegung. Die Partisan:innen bestanden zu einem überwiegenden Teil aus Kärntner Slowen:innen, viele Partisan:innen waren Kommunist:innen. Antifaschist:innen aus unterschiedlichen Teilen Nazideutschlands gelang es, sich zu den Kärntner Partisan:innen durchzuschlagen und sich am militärischen Widerstand zu beteiligen. Auch befreite Zwangsarbeiter:innen schlossen sich den Partisan:innen an. Kurz vor Ende Krieges überfielen Angehörige des SS Polizeiregiments 13 den Hof, ermordeten 4 Erwachsene und 7 Kinder der slowenischen Familien Sadovnik und Kogoj und steckten den Hof in Brand. Heute ist der Peršmanhof eine Gedenkstätte und ein Museum in Erinnerung an den Widerstand der Partisan:innen und die Geschichte der Kärntner Slowen:innen. Der Ort, und jede Erinnerung an den militärischen Widerstand, ist bei Rechtsextremen und Faschist:innen verhasst. Lange Zeit hatten diese Kräfte starken Einfluss auf die Meinungsbildung gegenüber den Partisan:innen. Aufklärungsarbeit und antifaschistische Arbeit, die von slowenischen und antifaschistischen Organisationen (wie z.B. den Betreiber:innen des Peršmanhofes selbst) geleistet wurde, hat den rechtsextemen Einfluß zurückgedrängt und für eine höhere Akzeptanz der slowenischen Volksgruppe und der Leistungen der Partisan:innen gesorgt. Die Abwahl der FPÖ, der Erfolg kärntner-slowenischer Schriftsteller:innen wie Maja Haderlap etc. haben diese Entwicklung sicher unterstützt. So konnte man in den letzten Jahren schon Hinweise auf den Peršmanhof in offiziellen Tourismusbroschüren finden.
Was steckt hinter dem Einsatz?
Die Rechtfertigung für diesen Angriff war zunächst eine mutmaßliche Verwaltungsübertretung “in den Bereichen Campinggesetz und Naturschutz.” Hinterhergeschoben wurde die Behauptung, das antifaschistische Bildungscamp stelle einen “sittenwidrigen Umgang” mit der Gedenkstätte dar; worin die Sittenwidrigkeit bestehen sollte, blieb unklar. Außerdem ist dieses Argument schon deshalb absurd, weil die Betreiber:innen des Museums hinter der Veranstaltung stehen und unter den Teilnehmenden und Vortragenden der Veranstaltung Nachfahren von Widerstandskämpfer:innen und NS-Opfern aus der Region waren. All das lässt vermuten, dass es bei dieser Aktion um Einschüchterung antifaschistischer Arbeit in Kärnten/Koroška geht. Der generelle Rechtsruck der Politik ermutigt auch Rechte in den Staatsapparaten, v.a. bei der Polizei, wo die FPÖ stark verankert ist. Auch wenn der Angriff auf den Peršmanhof keine generalstabsmäßig organisierte staatliche Offensive war, sondern die Initiative solcher rechter Kräfte innerhalb der Apparate: es ist bemerkenswert, dass der stv.Polizeidirektor den Einsatz weiterhin rechtfertigte und auch die Sozialdemokratie (Vizekanzler Babler und Landeshauptmann Kaiser) in ihrer Kritik auffallend zurückhaltend blieb. Das zeigt, dass kein Verlass auf Staatsapparate und etablierte Politik ist. Der Angriff auf den Peršmanhof war nur ein vorläufiger Gipfel des Eisbergs rechter Polizeischikanen, die v.a. Migrant:innen täglich erleben. Nur die Mobilisierung auf der Straße, in Dienststellen und Betrieben kann dem Einfluss der Rechtsextremen auf die Staatsgewalt etwas entgegensetzen. Die Protestkundgebungen in mehreren Städten waren richtige erste Schritte - nun darf es nicht bei punktueller Empörung bleiben!

