Thomas Mauerer „philosophiert“ über Beziehungen aller Art

Der „stinknormale“ Maurer
David Mum

„Stinknormal“, das ist der Titel des neuen Solo-Kabarett-programms von Thomas Maurer. Nach „Intensivdamisch“ und der Zusammenarbeit mit Florian Scheuba in „Zwei echte Österreicher“ lag die Latte sehr hoch. Gerade Letzteres brillierte durch eine Persiflage und Überspitzung der manipulativen Gesprächsführung Jörg Haiders und war damit Maurers deutlichste politische Stellungnahme.
„Stinknormal“ spannt einen weiten thematischen Bogen von Kriegen zwischen Ameisenvölkern, Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Menschen und Hunden, zwischen ihm und seiner ehemaligen Lebensabschnittspartnerin sowie zu Kärnten.

Der „rote“ Faden

Wie auch seine letzten beiden Soloprogramme „Unter uns“ und „Intensivdynamisch“ versteht es Maurer, im Kabarett politische Themen aufzugreifen, ohne sich in oberflächlichen tagespolitischen Scherzchen zu ergehen. Aber was “Stinknormal” von den letzten beiden Programmen unterscheidet, ist der eher fehlende inhaltliche Zusammenhang. Die Themen folgen einander, kehren bisweilen wieder, es fehlt aber ein roter Faden (wenn man/frau sich ihn erwartet). Dieser könnte andeutungsweise das Thema Verdrängung sein. Und so wird Rudolf Burgers Aufruf zum Vergessen der Nazi-Verbrechen gekonnt durch dessen mediale Behandlung ad absurdum geführt. Während Burger meint, Hitler werde durch seine permanente Thematisierung zum Popstar, wird genau Burgers “Pamphlet” dadurch auflagenmaximierend diskutiert, dass Hochglanzmagazine mit Hitler am Titelblatt erscheinen.
Sein Kabarett wirkt autobiografisch, indem er über (s)ein imaginäres Leben reflektiert. Wie in anderen Programmen, kann Maurer wieder einmal glaubhaft transportieren, dass er dem Genuss von Alkohol nicht abgeneigt ist, was sicherlich bei Teilen des Publikums identifikationsstiftend ist. Doch der Rest ist erfunden. Denn nun hat er nicht wie in „Unter uns“ einen Sohn, sondern eine Tochter und war auf einmal mit einer Kärtnerin zusammen. Geblieben sei ihm von dieser Beziehung „ein schwer verhausschweinter chinesischer Suppen- hund mit dem IQ einer freiheitlichen Presseaussendung“. Wenn überhaupt, dann stellt dieser Hund den „roten Faden“ des Programms dar. Er stinkt und das ist eben normal.

Vergleich aus dem Tierreich

Weitere Themen, die hingegen weniger vertieft werden, sind das Wüten Prinzhorns in der ÖIAG und das Wesen Schüssels. Dann wird wieder ins Tierreich gewechselt. Dabei vergleicht Maurer das Schicksal der SPÖ mit dem der Pandabären. Den Zusammenhang sieht er im Sexual- und Lebensverhalten der Tiere – sie sind vom Aussterben bedroht, da sie zu faul zur Fortpflanzung sind.
Obwohl die Kinderarbeit, derer sich Mc Donalds beim Kauf seiner Vorleistungen bedient, nicht ausgespart wird, fällt die Kritik an globalen wirtschaftlichen und sozialen Zuständen diesmal leider kürzer aus, als bei „intensivdynamisch“ und „Unter Uns“. Die Ereignisse vom 11.9. werden insofern verarbeitet, als „Gott“ diesmal in beiden Mannschaften simultan kämpft, weil beide Seiten ihren Weg mit Gott zu gehen glauben (oder zumindest vorgeben dies zu tun).

Juden und Schäferhunde?

Völlig unverständlich ist jedoch die Geschichte des alten jüdischen Ehepaars. Als Kommunisten vor den Nazis nach London geflohen, sind sie wieder nach Wien zurückgekehrt. Dort trifft der „junge“ Maurer auf sie und ihren „reinrassigen“ dt. Schäferhund. Dann wird auch noch über ihre Vorliebe für klassische Musik gewitzelt. Hier wird ein Widerspruch konstruiert, der nicht existiert. Weder ist das besonders originell, noch hat es eine Aussage, die in die Welt gesetzt werden müssten – außer, dass jüdische von den Nazis verfolgte KommunistInnen, sich offenbar keine dt. Schäferhund halten und „Klassik“ hören sollten.

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