Streikwelle in Serbien

Christoph Glanninger

Anfang 2017 fanden in Serbien die größten Massenproteste seit dem Sturz von Milošević statt. Zehntausende protestierten gegen Wahlbetrug und die autoritäre Politik von Vučić. Von Anfang an waren soziale Forderungen zentral.

 

Die Proteste waren nicht nur ein spontaner Wutausbruch von jungen Menschen, sondern halfen dabei, die Stimmung in Serbien insgesamt zu verändern und auch anderen Bereichen den Mut für Widerstand zu geben. In den letzten Monaten fand in Serbien eine Reihe von wichtigen Arbeitskämpfen statt.

Der bedeutendste war ein fast einmonatiger Streik beim italienischen Automobilhersteller Fiat in Kragujevac, wo ab Ende Juni 2.000 Beschäftigte für eine Gehaltserhöhung und bessere Arbeitsbedingungen kämpften. Obwohl die Streikenden enorme Ausdauer bewiesen und auch öffentliche Demonstrationen und Proteste organisierten, sabotierte nicht nur die Regierung, sondern auch die Gewerkschaftsführung den Streik. Dieser Verrat gipfelt in einem faulen Deal, den Regierung, Konzern und Gewerkschaftsbürokratie hinter dem Rücken der ArbeiterInnen abschlossen, um den Streik zu beenden.

Trotzdem diente der entschlossene Arbeitskampf bei Fiat anderen als Beispiel. Mitte Juli traten die 600 Beschäftigten der slowenischen Kühlschrankfabrik Gorenje in Valjevo in Streik. Aus Misstrauen gegenüber der Gewerkschaftsbürokratie wählten die Streikenden selbständig ein 15-Personen-Komittee, um die ArbeiterInnen während des Streiks zu vertreten.

Im schon länger andauernden Konflikt in der Eisenbahnwaggon-Fabrik „Goša“ beschränkten sich ArbeiterInnen in ihrem Kampf um unbezahlte Löhne nicht auf Streiks: Sie blockierten auch die Eisenbahnstrecke zwischen Thessaloniki und Belgrad.

Und auch in der Hauptstadt Serbiens bestreikten Mitte Juli die Beschäftigten des Bauunternehmens MB Ratko Mitrović vier Baustellen, um unbezahlte Löhne und die zugesagte Krankenversicherung zu erkämpfen.

Das zeigt, dass sich die serbische ArbeiterInnenklasse immer offensiver gegen die Auswirkungen der neoliberalen Politik wehrt. Als SozialistInnen unterstützen wir diese Arbeitskämpfe aktiv. Wir helfen, sie mit anderen Streiks und Bewegungen zu vernetzen und schlagen ein sozialistisches Programm vor, um den Kämpfen zum Erfolg zu verhelfen.

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: