Spanien vor 80 Jahren: Lehren für heute ziehen!

Der Spanische Bürgerkrieg zeigt, wie Revolution und Konterrevolution wirken und welche Strategie die Linke braucht.
Moritz C. Erkl

Vor 80 Jahren wurde Geschichte geschrieben. Vor 80 Jahren kam es zu einer beispiellosen internationalen Solidaritätsbewegung und in Spanien zu einem heroischen Kampf gegen die von Franco geführten FaschistInnen. Aber es kam auch zum Paradebeispiel der Unzulänglichkeiten der reformistischen Volksfront. Die unglaubliche Dimension und die Lehren, welche wir aus Revolution und Konterrevolution in Spanien ziehen können, finden in den bürgerlichen Geschichtsbüchern kaum Widerhall. Eine halbe Million Tote und eine der längsten faschistischen Diktaturen werden trotz des „Jubiläums“ kaum mit mehr als einem Schulterzucken quotiert.

Am 17. Juli 1936 putschte die (faschistische) Armeeführung. Die offizielle Regierung konnte der Geschwindigkeit, mit der die Rechten Landstrich um Landstrich unter ihre Kontrolle brachten, nichts entgegensetzen. Die Volksfrontregierung, also ein Bündnis zwischen Parteien der ArbeiterInnenklasse und bürgerlichen Kräften, verweigerte die Volksbewaffnung. Doch die ArbeiterInnen und BäuerInnen schritten selbst zur antifaschistischen Tat, einige politische Organisationen bildeten eigene Milizen. Der Widerspruch zwischen der herrschenden Klasse aus KapitalistInnen, Adel und Großgrundbesitz einerseits und den unterdrückten und ausgebeuteten ArbeiterInnen, LandarbeiterInnen und KleinbäuerInnen andererseits, welcher sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts zugespitzt hatte, brach blutig auf.

Der Kampf der durch die Internationalen Brigaden unterstützten republikanischen Truppen ist ein Paradebeispiel für internationale Solidarität und viele kämpften auch für den Sturz des Kapitalismus und eine sozialistische Gesellschaftsordnung. So wurden in vielen von den FaschistInnen befreiten Landstrichen Dorfkomitees gebildet, welche demokratisch das Land aufteilten und die Betriebe selbst übernahmen.

Doch die Revolution wurde ausgebremst. Nicht, weil es an der Kraft und der Überzeugung der werktätigen Massen haperte, sondern weil Stalin und seine KomplizInnen keinen echten Sozialismus befürworten konnten. Dies wäre für Sie selbst existenzbedrohend, da ein demokratisches sozialistisches Spanien auch für die Menschen in der Sowjetunion ein Vorbild gewesen wäre. Mit aller Kraft wurde die Macht Schritt für Schritt wieder in die Hände der spanischen herrschenden Klasse gelegt – und die Errungenschaften der Revolution begraben.

Der Spanische Bürgerkrieg ist heute aktuell – nicht nur weil wir seinen Jahrestag begehen. In ganz Europa befinden sich rechtsextreme, reaktionäre Kräfte auf dem Vormarsch. In Deutschland erlangte die AFD aus dem Stand in Sachsen-Anhalt 24%, die Erfolge der FPÖ (49,7% für Norbert Hofer in der Stichwahl zum Bundespräsidenten) oder des Front National in Frankreich sind bedrohlich.

Im Dunstnebel dieser Ergebnisse marschieren immer stärkere (neo-)faschistische Gruppen auf. Von Identitären über Pegida (Deutschland) bis hin zur goldenen Morgenröte (Griechenland): die selbsternannten Retter des Abendlandes werden dreister und gewalttätiger. Angriffe auf Flüchtlingsheime oder Linke gehören zur Tagesordnung. Dies bedeutet nicht, dass der Faschismus vor der Tür steht. Aber seine WegbereiterInnen schöpfen Mut.

Doch damals wie heute gilt: um die Rechten erfolgreich zurückzuschlagen, müssen wir für ein besseres Leben für alle kämpfen. Dazu muss die soziale Wurzel der Unterstützung für rechte Kräfte aufgegriffen werden. Dafür braucht es Kritik an und Kampf gegen Lohndumping, Arbeitslosigkeit und unsoziale Kürzungen. Wenn auf diese Kritik und diesen Kampf verzichtet wird, um ein Bündnis möglichst „breit“ zu machen, dann bedeutet das gleichzeitig die de facto Entwaffnung dieses Bündnisses. Dann bleiben nur moralische Appelle – und die können den Vormarsch der Rechten nicht stoppen.

Damit der unbeschreibliche Mut der antifaschistischen KämpferInnen, die beispiellose Solidarität und die Kämpfe der spanischen ArbeiterInnen nicht vergebens waren, müssen wir daraus lernen. Wir brauchen eine antifaschistische Bewegung, welche den Kampf gegen Rechts mit dem Kampf gegen Kapitalismus verknüpft. Denn damals wie heute gilt: ¡No Pasarán!

Erscheint in Zeitungsausgabe: