Salzburgs Zivildiener kämpfen für ihre Rechte

Zivildiener sehen nicht länger ein, warum sie für einen Hungerlohn arbeiten sollen.
Jan Rybak, SLP Salzburg

Mit den neuen Verordnungen des Innenministeriums werden die Zivildiener wieder einmal vor den Kopf gestoßen. Nicht genug, dass an Arbeitszeiten von bis zu 60 Wochenstunden (!), kein geltendes Arbeitsrecht, erbärmliche "Aufwandsentschädigung" etc. nichts geändert wurde.

Ein Drittel weniger Geld

Den Zivis drohen auch Abzüge beim Essensgeld von bis zu 35 %! Zivis die eine Küche in der Dienststelle haben (egal ob sie diese in der Mittagspause verwenden können oder nicht) müssen künftig auf 10% ihres Essensgeldes verzichten. Wenn sie immer am gleichen Dienstort sind (wobei das gesamte Stadtgebiet als "gleichbleibender Dienstort" angesehen wird) werden weitere 10 % abgezogen. Wenn der Zivildiener das Pech hat nur zu "leichten" Arbeiten, wie Flüchtlings- oder Behindertenbetreuung herangezogen zu werden, muss er auf weitere 15% des Essensgeldes verzichten. Dazu soll ein Teil der Verpflegung auf Naturalien umgestellt werden.

Am Beispiel Rotes Kreuz

Zivis sollen von nun an auch Mikrowellenmahlzeiten der Firma Gourmet bekommen. Es lässt sich zwar darüber streiten wie das dann schmeckt und wie (un)gesund es ist sich neun Monate von Mikrowellenessen zu ernähren, aber nicht streiten sollte man darüber ob man satt wird oder nicht. Diese Menüs, die die Hälfte der täglich Ernährung ausmach sollten haben nämlich durchschnittlich nur 500 kcal (ein Rettungsfahrer braucht etwa 3.400 kcal pro Tag). Dies sind Angriffe auf die elementarsten Interessen der Zivildiener - ausreichende Ernährung - und ein Schlag ins Gesicht!

Lohndrücker und Schuldenfalle

Die Situation der Zivis, die inzwischen leider das Rückgrat des viel beschworenen Sozialstaates Österreich darstellen ist symptomatisch für die Totsparpolitik der Regierung wie der Sozialdemokratie. Es ist eine klare Entscheidung gegen das Sozialsystem und die Grundinteressen eines großen Teils der österreichischen Bevölkerung (derzeit leisten 10.428 junge Männer ihren Heeresersatzdienst), wenn die Sozialeinrichtungen privatisiert werden und Zivis als Lohndrücker eingesetzt und in die Schuldenfalle getrieben werden.

Schluss damit!

Damit gilt es Schluss zu machen. Wir Zivildiener sind uns voll bewusst, dass ohne unseren tagtäglichen Leistungen ein großer Teil des Sozialsystems zusammenbrechen würde. Wir werden gezwungen, es am Leben zu erhalten. Und wir werden auch noch wie billige Sklavenarbeiter behandelt. Wir sind nicht für die generell niedrigen Löhne im Sozialbereich verantwortlich, wir werden bewusst als Lohndrücker missbraucht. Wir fordern die gleichen arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie für unsere regulär angestellten KollegInnen und eine anständige Bezahlung. Für diese Rechte sind wir bereit zu kämpfen. Wenn nötig mit allen Mitteln!

Erscheint in Zeitungsausgabe: