Rapid greift nach dem Börserl!

Wenn sich Rapid-Fans der Bauch verkrampft, steht kein Derby, sondern eine Transfer-Periode an.
Albert Kropf

Seit langem hat der Verein trotz beachtlicher Erfolge offenbar kein Geld. In manchen Jahren wurden alle Spieler, die die Outline rauf- und runterlaufen konnten ohne umzufallen, verkauft. Damit soll jetzt Schluss sein.

Ende November präsentierte Rapid ein neues Konzept. Mittels des „InvesTOR“ sollen einige Millionen Euro in die Klubkassa gespült werden. Die Zielgruppe dabei sind die Rapid-Fans. Im Prinzip sollen sie Rapid ein möglichst günstiges Darlehen geben. Anfangs wurde sogar versucht, das ein wenig antikapitalistisch zu tarnen: „Wir zahlen lieber Zinsen an unsere Fans, als an die Banken!“. In Wirklichkeit aber werden die Ertragsaussichten von ExpertInnen eher gering eingeschätzt. Je nach Produkt hängt die Höhe der Zinsen vom sportlichen Erfolg ab. Für das Erreichen des Euro-League Finales gibt’s dann zum Beispiel 3,5%. Erfahrungsgemäß kommt das aber nicht so oft vor. Gut, Zinsen gibt’s sonst auch eher wenig, allerdings bleibt die Frage wie sicher das Geld angelegt ist. Rechtlich gesehen handelt es sich um ein „nachrangiges“ Darlehen. Das heißt, wenn Rapid kein Geld hat, gibt’s auch keines zurück.

Geübte Rapid Fans kennen das schon: die Rapid Aktie. 1991 am Beginn des neoliberalen Hypes ging Rapid an die Börse und griff auch damals den Fans tief ins Börserl. Der Versuch endete 1994 mit einem mords Bauchfleck. Rapid war pleite, im Ausgleich und schrammte nur kurz an der Auflösung vorbei. Interessant ist der neue Vorstoß auch wegen des neuen Geschäftsführers Christoph Peschek. Er kam 2015 nach einer steilen Karriere bei Gewerkschaft und SPÖ zu Rapid. Selbst die konservative Presse kam nicht umhin zu bemerken, dass er bei Rapid mehr nach Unternehmensberatung als Gewerkschaft klingt. Insofern ist der neoliberale Versuch auch nicht so überraschend und ist ein Spiegelbild der völlig verbürgerlichten SPÖ. Wir sehen in der Wirtschaft schon seit längerem den Trend, das unternehmerische Risiko auf die Beschäftigten abzuladen. Das Gleiche passiert hier auch, nur halt auf die Fans! Also nix mit „alternativ“ und Einbindung der Fans, sondern Abzocke und in Wirklichkeit Neoliberalismus pur! Stattdessen braucht es dringend demokratische Strukturen und mehr Mitsprache der Fans. Wir sind es, die den Verein tragen und unterstützen.

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