Rückblick und Ausblick

Doch kein Jahr 2000-Bug
Ali Kropf

Entgegen den jahrelangen Ankündigungen der Computerindustrie sind die großen Katastrophen durch die Jahrtausendumstellung ausgeblieben. Kein Flugzeugabsturz, kein Atomkraftwerkstörfall – nichts. Nur die Absatzzahlen für neue Computer und die für Notstromaggregate und dergleichen in Heimwerkermärkten sind explodiert.
Und trotzdem können wir auf eines der ereignisreichsten Jahre zurückblicken. Für Österreich war sicherlich die Bildung der blauschwarzen Regierung ein neuer Knackpunkt. Binnen nur weniger Tage formierte sich die größte und intensivste Bewegung, die Österreich seit Jahrzehnten gesehen hatte. Anfangs tägliche, dann wöchentliche Demonstrationen mit zigtausenden Menschen, ein SchülerInnenstreik im Februar und schließlich der EisenbahnerInnenstreik im Juni zeichneten ein neues Bild von Österreich. Zugleich zeigte sich aber die Schwäche der Bewegung in ihrer Perspektivenlosigkeit. Zwar wussten alle wogegen sie waren (die blauschwarze Regierung), aber nur die Wenigsten hatten konkrete Ideen, was statt dessen kommen solle.
Aber auch für uns hat sich Vieles verändert. Das erfreulichste ist, dass es mit unserem „Jugendaufbau“ gut vorangeht. Nach Jan, Lea haben „wir“ jetzt mit Leon weiteren Nachwuchs bekommen. Daneben hat die SOV mit der Neugründung als Sozialistische LinksPartei - SLP ebenfalls ein Kind geboren. Die wichtigsten Beweggründe dafür waren unsere Einschätzung, dass mit den Nationalratswahlen vom Oktober ‘99 eine neue Qualität erreicht wurde. Unserer Überzeugung nach, zeigte sich gerade dadurch und durch die Alternativlosigkeit auf der Linken die Notwendigkeit des Aufbau einer neuen revolutionären Partei, die auch bei Wahlen an- und für den Aufbau einer neuen ArbeiterInnenpartei eintritt.
International konnten wir eine rasante Talfahrt des Euros und einen Höhenflug der Brennstoffpreise erleben (wodurch alle NotstromaggregatsbesitzerInnen aus dem letzten Winter nochmals bestraft wurden). Dazu kamen noch der erneute Volksaufstand der PalästinenserInnen, der Sturz des Milsosevic-Regime in Jugoslawien und die Globalisierung der Anti-Globalisierung seit Seattle, Prag und Nizza. Ein letzter Höhepunkt war dann sicherlich die medienwirksame „Wahl“ des neuen US-Präsidenten.
Alles in Allem also sicherlich, auch ohne gröbere Jahr-2000 Bugs, ein ereignisreiches Jahr, auf das wir jetzt schon wieder zurückblicken können. An Herausforderungen wird aber auch das Neue mit Sicherheit nicht mangeln. Der Kampf gegen Rassismus, Sozialabbau und für den Aufbau einer neuen ArbeiterInnenpartei wird wieder für viele von uns im Mittelpunkt des nächsten Jahres stehen. Die SLP hat dazu bereits am Beginn 2000 einen Beschluss gefasst: Die Kandidatur bei den Wiener Gemeinde- und Landtagswahlen im Jahr 2001.