Polizeirepression in Wien

Schleicht´s eich! Goschn halten!

Die tragischen Ereignisse von Göteborg und Genua haben offen die Willkür der Exekutive gezeigt. Spezialeinheiten, Polizei und Militär veranstalten eine Jagd auf die DemonstrantInnen. Ein Toter und unzählige Verletzte sind die bisherige Bilanz. Gewaltexzesse, Repressionen und Schikanierungen sind aber keine Ausnahmen, wie uns weißgemacht werden soll. Für ImmigrantInnen z.B. gehören sie schon fast zur Tagesordnung. SLP - Mitglied Bernhard Lang (Name wurde von der Redaktion geändert) wurde unter anderem selbst Zeuge und Opfer.

Es ist kaum zu glauben, wenn man/frau es nicht selbst miterlebt hat, was vor einigen Monaten acht StudentInnen, unter ihnen eine Studierende asiatischer Herkunft mitmachen mußten. Wir können heute besser verstehen, wie wehrlos und verzweifelt sich Menschen fühlen müssen, deren Rechte in Österreich tagtäglich eingeschränkt sind und nicht beachtet werden.

Zivilcourage gefragt

Wir waren gerade auf dem Weg in ein Lokal, als wir in einer Wiener U-Bahnstation ZeugInnen folgenden Vorfalls wurden: Am gegenüberliegenden Bahngleis wurde ein Mann dunkler Hautfarbe von zwei Männern extrem aggressiv angegriffen und den Aufgang runtergezerrt.
Als wir uns entschlossen hatten nachzusehen, was da genau geschehen war, gab es keine Spuren mehr eines Kampfes und die beteiligten Männer waren ebenfalls verschwunden. Also haben wir uns nach kurzer Zeit entschlossen weiterzufahren. Plötzlich kamen aber die beiden Männer zurück zur U-Bahnstation und riefen aufgeregt einer auf die U-Bahn wartenden Frau zu, dass der "Neger" weg sei. Die Frau gehörte offensichtlich nicht zu den Männern, denn sie begannen, die Frau zu bedrängen.

Staatskundeunterricht

Schließlich entschlossen sich zwei von uns, die Männer zu fragen, was da denn los sei. Mit der Marke der Kriminalpolizei in der Hand wurden wir "aufgeklärt", dass wir uns erstens "schleichen" und zweitens nicht in die "Amtshandlung eingreifen" sollten.
Da die Marke der Kripo auf die Entfernung und kurze Zeit aber aussah, wie im Spielzeughandel ersteigert und sich der eine Mann gebärdete wie ein Türsteher, wollte einer von uns noch einen Lichtbildausweis sehen. Dabei wurde gleich begonnen, ihn aus der U-Bahnstation rauszurempeln. Ein anderer erhielt ein paar Schläge auf den Hinterkopf und eine "Gnackwatschn". Als sich dann noch die Asiatin einmischte, wurde sie von den "ausführenden Organen" in Kenntnis gesetzt, dass sie als unmündige Staatsbürgerin die "Goschn halten" soll.

Die Polizei, dein Freund und Helfer?

Schlussendlich, nachdem die für uns zwei vermeintlichen Kripo-Beamten weggefahren waren, erschien die von uns in der Zwischenzeit zu Hilfe gerufene Polizei. Auf dem Kommissariat zeigte sich, dass die zwei Männer wirklich von der Kripo waren. Bezüglich der Körperverletzung wurde freilich nichts unternommen. Uns wurde lediglich freigestellt, die Kripo-Beamten anzuzeigen oder eben auch nicht.
Da die Zwei aber vom selben Kommissariat waren, auf dem wir uns befanden und die Anzeige aufgenommen worden wäre, haben wir auf eine Anzeige verzichtet.
Schmerzhafter als die blauen Flecken und Beulen, war aber das Gefühl der Ohnmächtigkeit gegenüber der Exekutive.

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