Philips schließt Teil des Wiener Werkes

So macht ein Multi Profite
Karin Wotawa

Der internationale Elektronikkonzern Philips will in Zukunft nur noch hochspezialisierte elektronische Geräte, wie etwa DVDs herstellen. Der Produktionsablauf soll weiter „technisiert“ werden. Für 7.000 MitarbeiterInnen an verschiedenen Standorten heißt das den Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Auch der Standort Wien wird von dieser Management – Entscheidung nicht verschont bleiben. Laut Paul Starenberg (Philips Österreich) trifft es 1200 von den zur Zeit noch 4900 Beschäftigten in Wien. Das ist rund ein Viertel des Personals.

Verlagerung der Produktion

Die Videorekorderproduktion soll in Kooperation mit dem japanischen Funai–Konzern verlegt werden. Philips übernimmt nur mehr Marketing und den Vertrieb; die Produktion der “eigenen” Geräte wird eingestellt. Insgesamt wird der Arbeitsplatzabbau in diesem Bereich 850 Beschäftigten den Job kosten. Weiters werden durch die Schließung des Videowerks in Wien auch 230 Stellen im Leiterplattenbereich vernichtet - “Synergie-Effekte” eben. Durch eine Auslagerung im Telefaxbereich verlieren nochmals 120 MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz.

Politik der „Sachzwänge“

Der Betriebsratsvorsitzende ist, wie einem ORF Interview sinngemäß zu entnehmen war, nicht bereit für die Arbeitsplätze zu kämpfen. Das deswegen, weil angeblich die betriebswirtschaftlichen Gründe für den MitarbeiterInnenabbau eindeutig nach- vollziehbar waren. Er verlegt sich vielmehr in „guter“ sozialpartnerschaftlicher Tradition auf die Gründung einer Arbeitsstiftung für die Gekündigten. Natürlich will man/frau sich auch an der Ausarbeitung von Sozialplänen beteiligen. So auch der Wunsch der Gewerkschaft, die mit Philips Vertretern verhandelt.
Bereits mit der Verkündung der Hiobs-Botschaft, hat Philips die Gründung einer Job-Börse für die betroffenen Beschäftigten angeboten. Seitdem präsentiert sich Philips als Musterkonzern in den Medien, der sich auch noch um die gekündigte Beschäftigten kümmert. Auch hier gibt es keinerlei Widerspruch von Seiten der Gewerkschaft oder Betriebsrats.

Arbeitszeitverkürzung

Aber selbst wenn die Verhandlungen für die Gewerkschaftsvertreter einen befriedigenden Ausgang finden, und sie sich anschließend zurücklehnen können, die MitarbeiterInnen haben ihren Arbeitsplatz verloren! Weder der Betriebsrat noch die Gewerkschaft ist einen Kampf eingegangen, sondern sie haben sich von vornherein mit der „neuen“ Situation abgefunden und auf einen gewerkschaftlichen Kampf verzichtet.
Nicht “gewerkschaftliche“ und „sozialpartnerschaftliche“ Sozialpläne werden den Menschen ihren Arbeitsplatz sichern, sondern nur eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden, bei vollem Lohn, um eine Sicherung des Lebensstandards zu gewährleisten. Noch dazu ist Philips ein Konzern, der im letzten Jahr in Österreich einen Umsatz von 20,6 Milliarden Schilling (Quelle: Der Standard) einfahren konnte.

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