Mo 11.03.2019
"Irgendwann im Herbst 1980 kam ich das erste Mal mit Peter Ulrich Lehner in Berührung. Ich war damals ein 16jähriger SJ-ler, der zu einem Arbeitswelt-Seminar geschickt worden war. Wiewohl Gymnasiast war mir die Arbeitswelt als Sohn einer Gemeindebauhausmeisterin wahrlich nicht fremd, und das schien auch Lehner aufzufallen, der mir nach dem Abendessen noch ein Privatissimum gab, von dem ich sehr profitierte.
In den folgenden Jahren kreuzten sich unsere Wege immer wieder, und besonders erinnere ich mich an eine lange Heimfahrt von Salzburg nach Wien, wo wir beide, er als Arbeitswelt-Experte, ich als damaliger Grundsatzreferent der SJ, Vorträge gehalten hatten. Ich war geschmeichelt, dass er mir anbot, an der „Mitbestimmung“, seiner Zeitschrift für die Demokratisierung der Arbeitswelt, mitzuarbeiten, doch erschien es mir unpassend, als Geschichtsstudent so zu tun, als sei man ein echter Proletarier.
Was wir damals jedoch teilten, war der brennende Wunsch nach einem deutlichen Linksruck in der SPÖ. In der Sowjetunion war eben Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU geworden, und, so schien es damals wenigstens, links sein war endlich wieder en vogue. Nun, nicht der einzige Irrtum in den 80ern.
Ich selbst habe den Kampf in der SPÖ kaum 10 Jahre lang ausgehalten, und irgendwie faszinierte mich Lehners Beharrlichkeit, trotz aller Rückschläge weiter das Bohren so unglaublich harter Bretter zu betreiben. Er hatte ganze Generationen von jungen SozialistInnen erlebt, die sich mit Anfang 20 gerierten, als seien sie marxistischer als alle Linken seit Lenin, und die dann mit 30 als Nationalräte, Landesräte und Aufsichtsräte wieder auftauchten. Dass die Demokratisierung der Arbeitswelt in unserem System nicht ins Werk zu setzen war, das wusste auch Lehner. Dass aber auch die SPÖ letztlich nicht demokratisierbar war, das nahm er wohl bis zuletzt nicht zur Kenntnis.
Doch ungeachtet dieses Scheiterns war Peter Ulrich Lehner einer der ganz wenigen untadeligen Sozialisten, ein unermüdlicher Kämpfer für eine bessere Welt und damit ein Vorbild in seiner Tatkraft und in seiner Entschlossenheit. Eine Stimme, die fehlen wird."
Aus der Sicht der SLP wollen wir diesem Text von Andreas Pittler noch hinzufügen: auch wir älteren von der SLP haben über viele Jahre immer wieder Überschneidungen mit "Ulo" und seiner Arbeit gehabt. Auch wenn wir seine Hoffnung, die Sozialdemokratie zurückzugewinnen als Partei der Arbeiter*innen, nicht teilen so haben wir doch seinen Kampfgeist und die Tatsache, dass er nicht aufgegeben hat immer geschätzt. Er hat selbst angemerkt dass er nicht glaubte "dass wir eine Chance haben" - aber er ist ein Vorbild weil er den Kampf für eine sozialistische Partei und eine gerechte Gesellschaft nicht aufgegeben hat.