Nie mehr Blumentöpfe im Küchenfenster!

SLP fordert Gedenktafel für Josef Hindels in Wien 20

Die Sozialistische LinksPartei SLP fordert die Bezirksvertretung der Brigittenau auf, auf dem Haus Spaungasse 19 eine Gedenktafel für den Antifaschisten, Linkssozialisten und Antikapitalisten Josef Hindels anzubringen.

  • Josef Hindels: geb. 10. Jänner 1916, gest. 10. Februar 1990 österreichischer Antifaschist, Gewerkschafter und Linkssozialist

In der Spaungasse 19 im 20. Wiener Gemeindebezirk lebte bis zu seinen Verhaftungen durch den austrofaschistischen Ständestaat und schließlich seiner Flucht der Antifaschist, Gewerkschafter und Linkssozialist Josef Hindels.

Als Kind einer ArbeiterInnenfamilie verbrachte Hindels seine Kindheit und Jugend in bitterer Armut. Das brachte ihn sehr bald mit den Theorien der ArbeiterInnenbewegung im Allgemeinen und den Ideen der Russischen Revolution von 1917 im Speziellen in Kontakt. Als Schüler schloss er sich vorerst dem Verband sozialistischer Mittelschüler (VSM) an. Nach dem Abbruch seiner Schullaufbahn und dem Beginn einer kaufmännischen Lehre begann Hindels lebenslanger Kampf für eine starke, gewerkschaftlich organisierte ArbeiterInnenbewegung. Durch die Tatenlosigkeit der Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit auf der einen und den stalinistischen Schauprozessen in der Sowjetunion auf der anderen Seite, gelangte Hindels schließlich Mitte der 30iger Jahre zum Trotzkismus. Er war Mitbegründer der Revolutionären Kommunisten Österreichs (RKÖ), die im Untergrund im engen Kontakt zu Teilen der Revolutionären Sozialisten (RS) standen.

Als sich der Ring um Hindels Untergrundtätigkeit enger zog, wurde die gemeinsame Wohnung mit seinen Eltern in der Spaungasse regelmäßig von der austrofaschistischen Polizei durchsucht. Der mit seinen Eltern zu seinem Schutz und Warnung vereinbarte Code lautete: steht ein Blumentopf im Küchenfenster, erwartet ihn die Polizei daheim. So konnte Hindels schließlich seiner letzten Verhaftung entgehen und 1937 in die Tschechoslowakei fliehen. Als der Einmarsch Nazideutschlands nur mehr eine Frage der Zeit war, versuchte Hindels als Trotzkis Sekretär nach Mexiko zu fliehen. Der Plan scheiterte an notwendigen Visa und in quasi letzter Sekunde gelang Hindels die Flucht nach Norwegen und schließlich nach Schweden. Im schwedischen Exil brach Hindels mit der Linken Opposition um Leo Trotzki und schloss sich schließlich den Revolutionären Sozialisten (RS) an.

1945 nach Wien und Österreich zurückgekehrt, fand Hindels vieles nicht mehr vor. In der Spaungasse 19 wohnten nicht mehr seine Eltern. Sie waren wie der Großteil seiner Freunde und Verwandten von den Nazis verschleppt und schließlich ermordet worden. Die letzte Nachricht erhielt er brieflich am Anfang seiner Flucht: „Wir sind am Ende unseres Weges angelangt. Unsere Gedanken sind bei dir!“.

Hindels schloss sich 1945 aus der zwischen Revolutionären Sozialisten und der Sozialdemokratie der 1. Republik fusionierten SPÖ an. Dort und innerhalb des Österreichischen Gewerkschaftsbundes versuchte Hindels einen linken Flügel aufzubauen. Bis zu seinem Tod war ihm die Jugend besonders wichtig, der seine ganze Hoffnung für die Zukunft einer besseren, sozialistischen Welt gehörte. Josef Hindels starb am 10. Februar nach langer Krankheit in Wien.

Hindels steht auch stellvertretend für die Tragödie der österreichischen ArbeiterInnenbewegung und ihre Niederlagen nach 1945. Durch seine Fixierung auf die SPÖ als alleinigen Vertretungsanspruch der ArbeiterInnenbewegung, „übersah“ Hindels Kristallisationspunkte für eine neue linkssozialistische, klassenkämpferische Bewegung oder Strömung in Österreich – wie etwa: die „Resolution der 44“ und dem Ausschluss des ehemaligen SPÖ-Zentralsekretärs Erwin Scharf, dem Oktoberstreik 1950 oder der „Auflösung“ des VSM 1973 und der entstehenden Jugendbewegung links der SPÖ Gliederungen. Trotzdem steht auch heute noch der Name Josef Hindels für die besten Traditionen der österreichischen Gewerkschaftsbewegung und Sozialdemokratie.