Nachzipf - Nein Danke!

Paul-Reza Klein

Am 6./13. und 7./14. September werden allein im AHS Bereich mehr als 40.000 (!) SchülerInnen um ihren Aufstieg in die nächst höhere Klasse bangen. Ein großer Teil von ihnen wird ein zusätzliches Jahr in der Schule verbringen oder die Schul„karriere“ an den Nagel hängen müssen. In den letzten 3 Jahren sind von den zur Nachprüfung angetretenen SchülerInnen jedes Jahr zwischen 11.000 und 15.000 durchgefallen.
Die SchülerInnen können allerdings nichts dafür. Das Problem ist das (österreichische) Schulsystem und nicht die zu „faulen“ oder zu „dummen“ SchülerInnen. Dieses System hat seit Jahrzehnten keine Schulreform mehr erlebt und der Staat setzt zunehmend auf Elite statt Massenbildung. Der Grund? Erstens stellen SchülerInnen kein WählerInnenpotential dar, höchstens ein Zukünftiges, und zweitens ist die Schule ein Instrument, um brave, angepaßte BürgerInnen zu erzeugen.

Wissen statt leerem Stoff

Gründe für einen Nachzipf sind u.a. ein zu großer und veralteter Stoffumfang, zu viele Fächer… Die mangelnde Motivation der SchülerInnen ist kein Wunder: Die Klassen sind mit bis zu 36 SchülerInnen viel zu überfüllt, als daß sich LehrerInnen mit den SchülerInnen ernsthaft befassen, oder um Projektunterricht betreiben zu könnten. Die Möglichkeiten, sich selbst in das Fach einzuarbeiten und sich mit dem Gegenstand zu befassen, sind zu gering, da eine auf die/den einzelneN speziell zugeschnittene Betreuung in diesem System unmöglich ist und es immer noch mehr darum geht, Stoff auswendig zu lernen als darum, Zusammenhänge zu erfassen. Aber nicht einmal für das Lernen des Stoffes „funktioniert“ das System - sonst müßten nicht jedes Jahr Millionen für Nachhilfe ausgegeben werden.
Dazu kommt noch die relativ schlechte Ausbildung der LehrerInnen im pädagogischen Bereich. Der Zweck eines solchen Systems ist es, die SchülerInnen dazu zu bringen, Befehle anzunehmen, möglichst wenig Kritik zu üben und nicht darüber nachzudenken, warum dieses System so ist, wie es ist, sondern es hinzunehmen und zu versuchen, sich irgendwie durch die Schulzeit zu bringen. Also genau so wie einE perfekteR BürgerIn sein soll.

Bildung raus aus Unternehmerhand

Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, ist die Bildung durch Schulautonomie und dem damit verbundenem Schulsponsoring in den letzten Jahren immer mehr in die Hände der Wirtschaft gespielt worden, was an manchen Schulen dazu geführt hat, daß sie mehr oder weniger von einem Unternehmen finanziell abhängig sind. Das schlägt sich auch im Lehrstoff nieder - Fachidioten statt Kreativität, Befehlsempfänger statt eigenständigem Arbeiten - das will die Wirtschaft.

Was ist gute Bildung?

Der Staat ist zwar stolz auf die durchschnittlich gute Allgemeinbildung der Bevölkerung, aber diese besteht bei vielen nur aus jahrelang in der Schulzeit auswendig gelernten Floskeln und hat nichts mit praktisch anwendbarem Wissen zu tun. Gerade bei den Schulveranstaltungen, die Kreativität und soziales Handeln fördern, wird gespart. Man muß den SchülerInnen wieder eine Perspektive geben, mit Freude, Spaß und Interesse etwas zu lernen, das praxsisbezogen ist und mit dem man im Leben auch wirklich etwas Anfangen kann.
Die SchülerInnenAktionsPlattform nimmt den Satz „nicht für die Schule lernen wir sondern fürs Leben“ ernst. Fachwissen ist wichtig, aber mindestens genauso wichtig ist es zu lernen, sich zu organisieren, gemeinsam zu arbeiten und zu lernen, kritisch zu denken und wenn nötig Widerstand zu organisieren. Also: Schau vorbei, diskutier mit uns und plan Aktionen an deiner Schule.

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