Mit Studien ist das so eine Sache

Sonja Grusch

Mitte Mai ist Innenministerin Prokop mit Berichten über eine Studie an die Öffentlichkeit getreten. 45% der in Österreich lebende Muslime seien “integrationsunwillig”. Aber Studien und Statistiken sind so eine Sache. Das Ergebnis hängt stark vom Ziel der Auftraggeber ab. Die Frage werden danach ausgerichtet. Das gilt auch für sogenannte “seriöse” Institute - es ist kein Zufall das IFES (SPÖ-nahe) und Fessel-Institut (ÖVP-nahe) zu jeweils entsprechenden Ergebnissen kommen. Einige Beispiele: “Sind sie der Ansicht, die Bundesregierung leistet gute Arbeit?”. Ja, ich bin der Ansicht, sie leistet gute Arbeit dabei ihr Programm umzusetzen. Dass dieses Programm gegen mich gerichtet ist, und damit schlecht für mich ist, ist eine weitere Frage. Oder: “Gibt es Ihrer Ansicht nach Probleme mit MigrantInnen?” Ja natürlich gibt es Probleme, wenn man Menschen illegalisiert, wenn man ihnen miese Jobs und teure Wohnungen gibt. Nur sind das Problem nicht die MigrantInnen, sondern die VermieterInnen und Unternehmen.
Welche Fragen zur “Integrationswilligkeit” wurden in Prokops Studie gestellt? “Steht Wiener Schnitzel regelmäßig auf ihrem Speiseplan?” (d.h. das die rund 250.000 VegetarierInnen in Österreich nicht integrationswillig sind). Oder “wie oft schauen Sie sich im Fernsehen die Sendung Musikantenstadl an” (mindestens 7 Millionen ÖsterreicherInnen sind also nicht integrationswillig). Wir könnten aber auch mal die Frage an die MinisterInnen stellen, “sind Sie bereit für 941.- Euro pro Monat zu arbeiten?” (das entspricht dem Durchschnittseinkommen). Ich schätze, dass da 100% integrationsunwillig wären.
Bei einer Studie und ihrer Interpretation ist es daher immer wichtig, sich die Auftraggeber anzusehen. Was will Innenministerin Prokop? Sie beginnt den Wahlkampf. Es geht ihr darum, im WählerInnenpool der FPÖ zu fischen. Sie versucht es mit “harten Fakten”, um sich vom offenen Rassismus eines Strache zu unterscheiden. Dass die Fakten so hart nicht sind, sondern einem Zweck folgend produziert werden, verschweigt sie. “es (geht) darum, dass man ... nicht mit billiger Polemik und Zahlen jongliert, um Ängste zu schüren” - hat Prokop im News gesagt, aber wohl nicht so gemeint. Es geht ja um die Wiederwahl.

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