Lobby für Arbeiter*innen?

Eine Gewerkschaft braucht Klassenmobilisierung - nicht (nur) durchgestylte Medienkonzepte.
Till Ruster

Eine Gewerkschaft ist ein Zusammenschluss von Arbeiter*innen, die gemeinsam ihre Interessen erkämpfen wollen. Sie steht für das Klasseninteresse ein. Das macht sie zu einer einzigartigen Organisation: Nur sie kann bewusst mit Streik und Massenaktion das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben lahm legen. Der Druck, den sie darüber aufbauen kann, ist theoretisch gigantisch. Das unterscheidet sie von Organisationen wie zB Greenpeace und sogenannten NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen), die auf Mittel wie Lobbying, Medienkampagnen etc. alleine angewiesen sind, um ihre Ziele zu erreichen.

In der Praxis übernehmen ÖGB und Fachgewerkschaften aber immer mehr die Strategien von NGOs. So versuchen sie ohne die Mobilisierung ihrer Mitglieder auszukommen, die, wenn sie einmal wirklich in Aktion sind, schwerer zu kontrollieren und unberechenbar sind. So eine Eigendynamik stellt aber schnell die „Institution der Sozialpartnerschaft“ in Frage, die die Führung verinnerlicht hat. Gerade angesichts der neuen Krise stößt manch eine umgesetzte Forderung an die Systemgrenze. Lohnerhöhungen und Joberhalt bei einbrechenden Umsätzen gehen sich für die Konzerne nicht aus, sind für uns aber notwendig. Gewerkschaften müssen sich gerade jetzt mit dem Kapitalismus anlegen, nicht sozialpartnerschaftliche Kompromisse suchen. Wir brauchen keine NGO, wir brauchen eine Kampforganisation!

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