Do 13.04.2023
Die Lohnquote (= Anteil der Löhne und Gehälter am gesamten Volkseinkommen) sinkt kontinuierlich trotz steigender Beschäftigung. Ein Grund sind die schlechten KV-Abschlüsse, die zu Reallohnverlusten führen, während die Unternehmensgewinne explodieren.
Um diesen Trend nach unten zu stoppen, ist eine radikale Neuorientierung der Gewerkschaften notwendig. Die Vertretungen der Unternehmen sind und waren nie „Sozialpartner“, denn es gibt einen grundlegenden Gegensatz zwischen Kapital (= Unternehmen) und Arbeit (= uns Beschäftigten). Denn höhere Löhne und Gehälter, bessere Arbeitsbedingen und kürzere Arbeitszeiten schmälern immer die Gewinne der Unternehmen.
Zur Verteidigung unseres Lebensstandards brauchen wir einen offensiv geführten Arbeitskampf mit Streiks und Demonstrationen. Ziel dieser Streiks ist nicht, eine bessere Verhandlungsbasis für einen schließlich faulen Kompromiss (= Abschluss irgendwo zwischen Gewerkschaftsforderung und Unternehmerangebot) zu schaffen. Ziel dieser Streiks ist vielmehr, diese so umfassend und kampfkräftig zu führen, dass die Kapitalseite gezwungen werden kann, auch wider ihres Willens, unsere Forderungen möglichst vollständig zu akzeptieren.
Das erfordert eine Mobilisierungskampagne, die ein, zwei Monate vor den eigentlichen Verhandlungen beginnt, um möglichst alle Beschäftigten an der Basis in den Betrieben einzubinden. Und um eine schlagkräftige Bewegung aufzubauen, ist ein gemeinsames koordiniertes Vorgehen aller Gewerkschaften und Branchen notwendig.
Gemeinsam verhandeln statt verteilt und schwächer
Warum verhandeln Metaller*innen, Handel und SWÖ (privater Gesundheits- und Sozialbereich) im November, die Eisenbahner*innen im Dezember, und etwa Elektro- und chemische Industrie überhaupt erst im April? Diese Aufsplitterung schwächt die Beschäftigten und hilft der zögerlichen Strategie der Gewerkschaftsführung. Alle gemeinsam an einem Strang sind wir doch viel stärker!
Im Rahmen einer Kampagne mit Betriebsversammlungen, Betriebsrät*innen-Konferenzen und gewerkschaftlichen Aktionen müssen die Beschäftigten auch in die Erstellung der Forderungen einbezogen werden. Betriebsgruppen können dabei eine organisierende Rolle spielen.
Doch ein Problem bleibt. Die Teuerung findet kontinuierlich Monat für Monat statt. Der Ausgleich über die jährlichen KV-Abschlüsse erfolgt aber erst im Nachhinein nach 1 Jahr. So frisst die Teuerung jeden Monat einen Teil unseres Einkommens auf. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist die automatische Anpassung der Löhne und Gehälter an die Inflationsrate (gibt es z.B. in Belgien). Ein Verhandlungsergebnis muss schließlich von den betroffenen Beschäftigten selbst in einer Urabstimmung bestätigt werden.
Was kannst DU tun?
-> Fordere Deinen Betriebsrat auf, eine Betriebsversammlung zur Information und Mobilisierung der Kolleg*innen einzuberufen, bau eine Betriebsgruppe auf; so könnt Ihr gegenüber dem Betriebsrat mehr Druck ausüben.
-> Als Betriebsrat informiere und mobilisiere Deine Kolleg*innen in einer Betriebsversammlung und kontaktiere Betriebsräte anderer Betriebe, um Dich mit ihnen zu vernetzen.
-> Und kontaktiere uns, denn kämpferische Gewerkschafter*innen müssen zusammen arbeiten – frei nach einem Arbeiter*innen-Lied: „Eine Hand hat 5 Finger, einzeln kann man sie brechen, zusammen aber bilden sie eine Faust!“
INFO:
Die sogenannte Lohnquote, das ist der Anteil der Löhne und Gehälter an der gesamten Wertschöpfung, sank von 75 % im Jahr 1994 auf 68 % im Jahr 2019. Davon war vor allem das unterste Viertel der Einkommensverteilung betroffen. Dieses hatte 2017 netto 16 % weniger Einkommen als das unterste Viertel 20 Jahre davor. (Aus Wikipedia: „Einkommensverteilung in Österreich“ Pkt. 2 „Entwicklung der Lohnquote“)