Klimakatastrophe: Kapitalismus heizt ein!

Trendumkehr ist nur durch demokratische Planwirtschaft möglich
Jan Rybak

“Vom Standpunkt einer höheren ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias [gute Familienväter] den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.” (Karl Marx in "Das Kapital, III. Band")

Der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – nämlich der von 2006/07 – hat eindrucksvoll bewiesen, wie stark sich das Klima auf der Erde verändert. Verheerende Wirbelstürme und Hurrikans (wie der Hurrikan "Katrina" vom August 2005 oder der Sturm "Kyrill" vom Jänner 2007) treten immer häufiger auf. Hitze- und Kältewellen, Überflutungen und extreme Dürreperioden, verändertes Niederschlagverhalten, Änderungen von Meeresströmungen – all dies sind deutliche Zeichen eines klimatischen Wechsels.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) rechnet abhängig von den Zuwachsraten aller Treibhausgase bis 2100 mit einer Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur um bis zu 6,4 °C.

Was bedeutet das für die Mehrheit der Menschen?

* Durch das verstärkte Schmelzen der Polkappen wird der Meeresspiegel bis zu 90 cm ansteigen, was eine reale Bedrohung für jene Menschen bedeutet, die auf Inseln oder in Küstenregionen wohnen. Länder mit flachen Küstengebieten, wie z.B. die Niederlande, Belgien oder Bangladesch werden teilweise überschwemmt werden, so sie nicht die finanziellen Möglichkeiten haben Dämme zu errichten. Eine Katastrophe für die Menschen, die dort leben.

* Die zunehmende Hitze im Sommer wird zu einer erhöhten Anzahl an Hitzetoten führen (für das Jahr 2100 werden für Deutschland bis zu 12 000 Hitzetote prognostiziert). Außerdem kann es zu einer Ausbreitung von Krankheiten (wie z.B. Malaria) kommen, da deren Überträger warme Temperaturen brauchen.

* Wüsten breiten sich aus, ganze Landstriche veröden und die Zahl der Hungersnöte und -toten nimmt stark zu.

* Wasser wird weltweit knapper und es wird zu mehr Kriegen um Rohstoffe kommen.

Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Katalog dessen, was auf die Menschheit zukommen wird, wenn keine radikale Änderung der weltweiten Klimapolitik kommt.

Woher kommt der Klimawandel?

Die Ozonschicht schützt die Erde vor den UV-A und UV-B Strahlen der Sonne. Durch den Ausstoß von Treibhausgasen, wie dem früher in der Herstellung von Spraydosen und Verpackungen üblichen FCKW, wurden große Teile der Ozonschicht zerstört. 1987 wurde im Montreal-Protokoll ein Vertrag zur Abschaffung des FCKW unterzeichnet; doch erst, als US-amerikanische Konzerne weltweit führend waren in der Herstellung alternativer Aerosol-Treibgase. Der Ausstoß an FCKW wurde bis 2005 um 86,5% reduziert, aber die Ozonschicht wird bis in die Mitte des 22.Jahhunderts brauchen um sich zu regenerieren.

Ein weiterer Angriff auf die Ozonschicht, ist der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2). Seit Beginn der Industriellen Revolution vor ca. 200 Jahren hat der Anteil von CO2 in der Atmosphäre um 25% zugenommen.

Ozonlöcher bilden sich vor allem an den Polen. Da die UV-Strahlen der Sonne dort nicht mehr abgeblockt werden erhitzen sich die Polkappen und schmelzen, was zu dem bereits erwähnten Ansteigen des Meeresspiegels führt.

CO2 entsteht vor allem durch das Verbrennen fossiler Energieträger (z.B.: Erdölprodukte, Kohle, Holz, Gas, etc.). CO2 zerstört die Ozonschicht, und führt zusätzlich noch zu einem als "global dimming" (globale Verdunklung) bezeichneten Phänomen. Dunkle Staubwolken bilden sich aus den Abgasen, und verhindern die Photosynthese der Pflanzen. Es gilt heute als erwiesen, dass dieser ungewünschte, zusätzliche Output der Industrie Einfluss auf das Klima hat, und auch einer der Gründe für die fürchterliche Hungersnot, die 1984 in Äthiopien wütete, war.

Wer ist verantwortlich für die Klimakatastrophe?

In den Medien wird propagiert, jedeR sei für den Klimawandel mitverantwortlich, da jedeR seinen/ihren Beitrag dazu leiste, die Umwelt zu verschmutzen. Doch die Wahrheit gestaltet sich, wie in viele Fällen, anders, als uns die Herrschenden und ihre Medien weismachen wollen.

Fakt ist, dass nicht der/die kleine PendlerIn für den Klimawandel genauso verantwortlich ist, wie die großen Konzerne (auch wenn diese vielleicht werbewirksam den WWF oder eine ähnliche Organisation fördern). Oft besteht auf Grund der schlecht ausgebauten und vor allem zu teuren öffentlichen Verkehrsmittel keine andere Möglichkeit als mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Der überwiegende Teil des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen ist übrigens direkt der Art, wie im Kapitalismus Waren produziert und transportiert werden, zuzuschreiben. Fabrikschornsteine und LKWs leisten einen deutlich größeren Beitrag zum Klimawandel, als es der PKW-Verkehr tut. (siehe auch Kasten)

Doch wir leben in einem System, in dem die Profite weniger KapitalistInnen mehr bedeuten als das Wohl der Mehrheit der Menschen und der Umwelt. Strenge Gesetze gegen die Umweltverschmutzung durch Industrielle und Frächter sind Standortnachteile, und die Unternehmen wandern in andere Gebiete ab, wo sie billiger produzieren können und geringere oder keine Umweltauflagen zu erfüllen haben. Neoliberale IdeologInnen verteidigen das sogar noch zynisch als "moderne" Form der Entwicklungshilfe.

Viele der multinationalen Konzerne und andere, kleinere, aber regional einflussreiche Unternehmen machen ihre Profite mit der Förderung fossiler Energieträger, mit Autos und Straßenbau sowie im Energiesektor oder beim Flugverkehr. Mit aller Kraft verteidigen sie Kraftwerke und Raffinerien, Versorgungsnetze und Verkehr. Schritte zur Energieeinsparung bedrohen unmittelbar ihre Einnahmequellen.

Konzepte der KapitalistInnen

Im August 2006 fand im südafrikanischen Johannesburg der UNO-Umweltgipfel statt. 60.000 Delegierte aus 190 Ländern verpulverten zehn Tage lang geschätzte 150 Mio. Dollar, während sie über die Zukunft der Erde diskutierten. Worin bestand das Ergebnis? Zwar wurde erklärt, dass umweltfreundliche Energieträger (Solarenergie, Wind, Wasser, etc.), grundsätzlich zu befürworten sind und gefördert werden sollten, doch blieb es jedem Staat freigestellt, sich selbst auszusuchen wie und in welcher Form der Ausstoß von CO2 verringert werden sollte. Es wurde eine "freiwillige Selbstverpflichtung" erhoben, deren Nichteinhaltung keinerlei Konsequenzen hat. Das Kommentar des Saudi-Arabischen Handelsministers zu diesem Verhandlungsergebnis: "Alle sind glücklich." 1995 wurde ein Lobbyverband gegründet, dem unter anderem der Weltverband der Chemischen Industrie, der Bund der Deutschen Industrie und auch das Europäische Atomforum angehören. Der Vorsitzende des Verbandes, Moddy Stuart, zuvor Aufsichtsratsvorsitzender des Ölkonzerns Shell, im Vorfeld des Gipfels in Johannesburg: "Wir möchten auf dem Umweltgipfel eine konstruktive Rolle spielen. Die Industrie ist ein Teil der Lösung bei der Schaffung einer nachhaltigen Entwicklung". Tatsächlich gefordert wurden weitere Privatisierungen in der Energie- und Wasserversorgung. Diese Wünsche wurden in den Gipfeldokumenten selbstverständlich berücksichtigt. Doch bedeutet die Privatisierung der Energie- und Wasserversorgung, keinen Klimaschutz, sondern genau das Gegenteil. UnternehmerInnen werden auch noch das letzte aus den natürlichen Ressourcen herauspressen, zum Schaden von Menschen und Umwelt. Während die UNO davon ausgeht, dass bis 2025 rund zwei Drittel der Menschheit an Wassermangel leiden werden, haben sich etwa die "Wasserprofite" von Investoren wie Vivendi und RWE in den letzten Jahren vervielfacht. (Siehe z.B.: http://www.attac.de/gats/wasser/wassermarkt/weltwassermarkt.php)

Kyoto-Protokoll

Einer der Meilensteine der kapitalistischen "Strategie" gegen (?) die Klimaerwärmung ist das Kyoto-Protokoll, das 2005 in Kraft trat. Doch das ist nicht mehr als eine Farce. Das Ziel ist nämlich nicht einmal die Reduzierung des Treibgasausstoßes, sondern nur die Verlangsamung des Anstiegs. Der weltweite Temperaturanstieg soll so bis 2050 um 0,1 Grad verringert werden. Wenn man/frau aber davon ausgeht, wie neueste Forschungen besagen, dass die Temperatur in diesem Zeitraum um ca. 3 Grad ansteigen wird, so ist die Bezeichnung "Ein Tropfen auf den heißen Stein" wohl auch schon zu nett formuliert. Dazu kommt, dass sich die Vereinigten Staaten, als stärkste Industrienation und damit größter "Ökosünder" nicht einmal an diesem Programm beteiligen.

Sozialistischer Plan statt kapitalistischem Chaos

Im Kapitalismus produziert jedes Unternehmen nur auf Grund der Profitinteressen des/der jeweiligen UnternehmerIn. Das führt dazu, dass die Löhne so niedrig wie möglich gehalten werden, und nur dann Rücksicht auf Umweltfragen gelegt wird, wenn es sich rentiert. Da alle KapitalistInnen miteinander in Konkurrenz stehen, verstärkt sich dadurch natürlich der Druck, möglichst billig zu produzieren. Auf Dauer führt das nicht nur zu einem schlechten Lebensstandard für die meisten Menschen, sondern auch zu Umweltkatastrophen. Jährlich werden tausende Hektar Wald abgebrannt, damit Lebensmittelkonzerne oder GrundstücksspekulantInnen höhere Profite erwirtschaften. Die Forschungsergebnisse im Bereich erneuerbare Energien, alternative Treibstoffe, etc. werden vor der Öffentlichkeit versteckt, damit die Konkurrenz nicht schneller ein Produkt auf den Markt bringen kann.

Es tut heute mehr denn je Not, den kapitalistischen Wahnsinn zu beenden. Die UnternehmerInnen steuern die Welt, ob gewollt oder ungewollt, direkt nicht nur auf eine soziale, sondern auch auf eine ökologische Katastrophe zu. Es ist notwendig, die Konzerne zu enteigenen und sie in Allgemeineigentum zu überführen. Sie dürfen nicht mehr von den KapitalistInnen verwaltet werden, sondern von den Beschäftigten und den KonsumentInnen gemeinsam mit Hilfe eines demokratischen Plans. In einem demokratisch erstellten Plan würde zwischen den Bedürfnissen der Menschen nach Produkten und Mobilität und dem Bedürfnis nach einer intakten Umwelt gemeinsam und transparent abgewogen. In einer sozialistischen Gesellschaft wäre der Antrieb für die Produktion grundsätzlich nicht mehr das Interesse am Profit einiger weniger, sondern die gemeinsame Sorge um das Wohlergehen aller Menschen und der Umwelt. Zumindest die Ausgangslage für den Stopp der Klimakatastrophe wäre somit eine grundlegend andere und entscheidend bessere als im Kapitalismus.

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