Kein böses Wort mehr

Das böse Wort ist in den USA nicht mehr Sozialismus, sondern zunehmend Kapitalismus.
Marcus Volodarsky

Lange war „Sozialismus“ in den USA ein Tabu-Wort. Als SozialistIn ist man missbilligt und sogar verfolgt worden. Nun lebt der angeblich tote Begriff gerade unter Jugendlichen auf - besonders durch die Kampagne des demokratischen Kandidaten Sanders, der sich als "demokratischer Sozialist" bezeichnet. So haben 43% der Befragten unter 30 bei einer YouGov-Umfrage im Jänner 2016 Sozialismus positiv bewertet, und nur 32% Kapitalismus. Dies spiegelt die gesellschaftliche Entwicklung wider. Die Jugend hat nicht den "Sozialismus" stalinistischer Regimes erlebt, jedoch sehr wohl ihre Erfahrung mit dem Kapitalismus gemacht. Ein System, das zum Inbegriff von Perspektivlosigkeit geworden ist: Mindestlohnjobs, wuchernde Studiengebühren (CollegeabsolventInnen sind mit durchschnittlich $35.000 verschuldet), Arbeitslosigkeit (über 10% der Jugendlichen). Die falschen Versprechen des Kapitalismus sind als Folge der Krise enttarnt worden. Aus dem amerikanischen Traum wurde der amerikanische Alptraum. Der Wunsch nach einer Systemalternative ist gewaltig und Sozialismus ist populärer als je zuvor – auch wenn vielen unklar ist, was das tatsächlich ist. Es ist deswegen die Aufgabe von MarxistInnen, diese Stimmung mit dem Kampf für eine revolutionäre Veränderung und eine demokratisch geplante Wirtschaft zu verbinden.

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