Katar im Weltfußball

Kein Brot für die ArbeiterInnen, dafür Spiele als Teil der Aussenpolitik
Brettros

Zum ersten Mal seit fast 90 Jahren wird die WM 2022 in der Winterzeit der nördlichen Hemisphäre abgehalten: Grund sind die Wetterverhältnisse im Gastgeberland Katar, das seinen Einfluss in der Fußballwelt in den letzten Jahren massiv erweiterte.

Während auch andere Länder im Fußball investiert haben, hat Katar die Ausgaben in schwindelerregende Höhen geschraubt. U.a. wurde von Katar Sports Investment 2011 der derzeitige französische Meister Paris Saint-Germain gekauft und massiv aufgepumpt. Allein im Sommer 2017 wurden mehr als 400 Millionen Dollar ausgegeben, um Neymar und Mbappe nach Paris zu bringen, die zwei teuersten Transfers aller Zeiten. Die WM lässt sich Katar geschätzte 200 Milliarden Dollar kosten.

Katar und andere Länder setzen Fußball auch als “Soft Power” (“weiche Macht”) ein. Das bedeutet die Beinflussung der internationalen Politik nicht mit Gewalt, sondern mittels anderer Wege wie Kultur oder Medien. Al Jazeera, das von Katar betrieben wird und fast ausschließlich positiv über die herrschende Familie berichtet, ist ein gutes Beispiel dafür. Mit dem Fussball ist es genauso.

Katar versucht sich gegen Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten zu behaupten, die es derzeit blockieren. Militärisch ist Katar den Nachbarstaaten unterlegen, Gewalt ist also keine Option. Stattdessen versucht die herrschende Familie Al Thani sich die Unterstützung westlicher Länder zu kaufen.

Mit einem Neymar als öffentliches Gesicht wird versucht, Katar als hippes, fussballliebendes Land zu präsentieren. So sollen stärkere Verbindungen zu westlichen Ländern aufgebaut werden, die die Macht haben, die Blockade zu beenden. Auch soll Katar zu einer Spielwiese für die Reichen und Mächtigen werden, um sich auf den Tag vorzubereiten, wenn man sich nicht mehr nur auf Öl und Gasexporte verlassen kann.

So ruinieren sie das “schöne Spiel” weiter – und die Tatsache, dass ArbeitsmigrantInnen sich für die WM zu Tode arbeiten, ist ihnen dabei völlig egal.

Erscheint in Zeitungsausgabe: