IT-KV: „Warnstreiks nicht nur beschließen, sondern auch umsetzen!“

Interview mit Christina Schilcher, beschäftigt im 3rd Level Software Support

Du arbeitest in der IT. Wie ist dieser Bereich zusammengesetzt? Welche Entwicklungen macht die Branche durch?

Die IT ist in einem andauernden Wandel und entwickelt sich ständig weiter - vor allem in Zeiten von AI, Cloud usw. Die IT-Branche lebt von Innovationen.

Die Branche ist männerdominiert, der Frauenanteil ist gering, erhöht sich jedoch. Was allerdings oft mit einer "Feminisierung" (= Erhöhung des Frauenanteils in einer Branche) einhergeht, ist ein Sinken des Durchschnittsgehalts. 

Der IT-KV hat im Februar die Lohnverhandlungen abgeschlossen. Wie zufrieden bist du mit dem Ergebnis?

Ich und auch meine Kolleg*innen waren vom Abschluss sehr enttäuscht - so ein Ergebnis nach neun Verhandlungsrunden! Es wurde weit unter den ursprünglichen Forderungen abgeschlossen und nicht einmal die Inflation wird abgedeckt.

Zwar wurde mit dem 2-Jahres-Abschluss für nächstes Jahr ein Abschluss über der Inflation garantiert, allerdings gleicht das auch (wenn überhaupt) nur die Reallohnverluste aus, die wir dieses Jahr einstecken müssen, und es gibt keine Luft nach oben.

Außerdem muss die Erhöhung der IST-Gehälter weiterhin nicht an alle Mitarbeiter*innen weitergegeben werden - bis zu 10% der Beschäftigten eines Betriebes können von der IST-Erhöhung ausgenommen werden.

Aber vor allem muss endlich über eine Arbeitszeitverringerung bei vollem Lohnausgleich gesprochen werden. Arbeit wird immer produktiver, Arbeitnehmer*innen sollen immer mehr in kürzerer Zeit leisten, aber die Unternehmen schlagen nur Profit daraus, ohne etwas an uns weiterzugeben.

Vor dem Abschluss hat es eine große Demonstration in Wien und Versammlungen mit Warnstreikbeschlüssen in vielen Betrieben gegeben. Denkst du, haben diese Schritte geholfen?

Die Demonstration und die Warnstreikbeschlüsse haben definitiv die Kampfbereitschaft der Belegschaft in der IT gezeigt und auch in meinem Umfeld viele zuvor weniger kampfbereite Kolleg*innen motiviert. Allerdings waren diese Schritte nicht genug, um den Abschluss zu verbessern, Warnstreikbeschlüsse allein bringen uns nichts - man muss diese auch umsetzen und nutzen, um die eigenen Forderungen durchzusetzen. In vielen Betrieben gibt es keinen Betriebsrat und von der Gewerkschaft wird man über die Maßnahmen im Dunkeln gelassen. Auch hat die Gewerkschaft in den Verhandlungen zu früh unter den sturen Arbeitgeber*innen nachgegeben.

Es hat auch schon letztes Jahr Demos des IT-KVs in Wien und Linz gegeben. Baut sich hier eine Kampfbereitschaft auf? Woher kommt diese?

Die multiplen Krisen des Kapitalismus, Krieg, Inflation, Reallohnverluste, aber auch die Erhöhung des Frauenanteils in der Branche steigern die Kampfbereitschaft. Die IT wirft nach wie vor enorme Gewinne ab. Konzerne reden trotzdem von “Fachkräftemangel”, aber schließen unter der Inflation ab. Das sorgt nicht nur für Wut, sondern Arbeitnehmer*innen wird verstärkt bewusst, wer die ökonomische Macht hat. Vor allem Frauen und queere Personen sind durch die Rolle, die ihnen von der Gesellschaft auferlegt wird, oft kampfbereiter.

Haben dazu Diskussionen in deinem Betrieb stattgefunden? Wie war die Stimmung da?

Ich habe mich in meinem Betrieb mit einigen Kolleg*innen über die eventuell kommenden Warnstreiks unterhalten. Vor allem unter den weiblichen Kolleginnen war die Stimmung kämpferisch. Wir haben uns oft über die aktuellen Entwicklungen ausgetauscht, gemeinsam viel über das Thema Streiks gelernt und einige Kolleg*innen mobilisieren können, bei einem etwaigen Warnstreik mitzumachen!

 

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