Fr 13.10.2023
Die Kolleg*innen bei Ardo in Groß-Enzersdorf sind am 13. September in einen unbefristeten Streik getreten, der noch bis Redaktionsschluss anhielt. Ausschlag gab der schlechte Schmäh des Tiefkühlbetriebs, die Forderung nach einer Lohnerhöhung von 200€ mit einem Gratis-Kebab und einer einmaligen Prämie abzuspeisen. Regelmäßig sind ISA-Mitglieder zum Standort gefahren, um unsere Solidarität auszudrücken und mit den Beschäftigten von Ardo, aber auch von Zulieferern und Subunternehmen über Perspektiven des Kampfes zu sprechen.
Ein unbefristeter Streik, außerhalb der KV-Verhandlungen, mit starker Initiative aus der Belegschaft selbst heraus, mit dem Ziel einer einheitlichen Lohnerhöhung für alle – alles das ist eine Seltenheit in Österreich und kann ein Vorbild für andere Betriebe sein. 75 % der Belegschaft haben für den unbefristeten Streik gestimmt, die Beteiligung liegt jedoch an den einzelnen Kolleg*innen. Die Kolleg*innen, die sich nicht beteiligen, drückten uns gegenüber Angst aus, eine Erfüllung der Forderungen könnte zu einer Ausweitung des Streiks führen und damit das Unternehmen unprofitabel machen. Da aktuell Energie-, Klima- und Umweltkrisen landwirtschaftliche Produkte verteuern und gleichzeitig die Kaufkraft aller Beschäftigten senken, könnte, so die Befürchtung, sich das belgische Unternehmen Ardo seine Standorte in Österreich schließen. Doch die Ardo Gruppe hat im letzten Jahr 17 Millionen Nettogewinn gemacht. Sie kann sich also solche Lohnerhöhungen leicht leisten.
Die Angst, die die Kolleg*innen umtreibt, zeigt, wie notwendig es ist, grundsätzliche Versorgungsinfrastruktur wie die Lebensmittelproduktion und -verarbeitung keinem Profitsystem zu überlassen. Entscheidungen über die Lebensmittelversorgung gehören in die Hände der Ardo-Beschäftigten und der Bäuer*innen vor Ort, nicht eines Managements in Flandern. Deshalb organisierten wir auch auf dem großen Klimastreik am 15. September Solidarität mit dem Ardo-Streik.
Die etwa zwei Drittel der Belegschaft, die sich am Streik beteiligen, ließen sich jedenfalls nicht einschüchtern. Sie zeigen, dass die multiplen Krisen des Kapitalismus nicht widerstandslos aus unseren Geldbörseln bezahlt werden.