Homefront - Revolution?

Peter Hauer

Am 25. Mai erschien der 2. Teil der Ego–Shooterreihe Homefront. Der Untertitel „Revolution“ wirft nun die Frage auf, was die EntwicklerInnen meinen: einen Befreiungskampf der ArbeiterInnenklasse? Oder doch plumpe Hetze gegen den „Kommunismus“? Aus dem 1. Teil weiß man schon, dass sich ein stalinistisches Nordkorea unter der Führung von Kim Jong Un Südkorea einverleibt hat und die US-Wirtschaft aufgrund des Mangels an Erdöl kollabiert. Nordkorea zündet eine EMP-Bombe und marschiert ein, bis das US-amerikanische Heer völlig zerschlagen ist und sich entmutigt zerstreut hat. Ein völlig absurdes Szenario, das immer wieder beschworen wird, um die aktuell in den USA bei Millionen Menschen aufkeimenden sozialistischen Ideen zu diskreditieren. In Homefront kämpft man, nachdem man knapp einem Umerziehungslager entgangen ist, als Mitglied des Widerstandes gemeinsam mit den Resten der US-amerikanischen Armee gegen die nordkoreanische Besatzung. Die große amerikanische Freiheit tritt, vertreten durch die Bevölkerung, entschieden gegen den bösen Kommunismus auf. Hinter der rebellischen Maske verbirgt sich also bei Homefront nicht mehr als eine Liebeserklärung an US Kapitalismus.
Homefront ist der Donald Trump unter den Games: Es versucht, die berechtigte Wut über Armut und staatliche Willkür in eine reaktionäre Rebellion zu lenken. Kommunismus und Stalinismus werden gleichgesetzt und sogar mit dem Faschismus in Verbindung gesetzt: So arbeiteten die EntwicklerInnen für Promo-Zwecke mit NS-Symbolik. Dadurch, dass „Links“ mit dem System identifiziert wird, kann die Rebellion nur eine rechte sein. Was das Gameplay betrifft, war der erste Teil nicht mehr als ein schwacher Call of Duty Abklatsch. Wird sich jetzt im 2. Teil etwas ändern? Wohl kaum. Es wird der Multiplayer ausgebaut und die Kampagne weniger linear gestaltet, aber die politische Aussage bleibt gleich. Man spielt noch immer einen Widerständler, der der „Voice of Freedom“ folgt und dem bösen Kommunismus einheizen will. Die tatsächlichen Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt – schließlich sind es Linke, die weltweit gegen Unterdrückung kämpfen – um das kapitalistische Ausbeutungssystem zu verteidigen. „Make America great again“ wäre wohl der passendere Untertitel.

 

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