Hasen mit Verantwortung

Sonja Grusch, SLP-Bundessprecherin

Führungskräfte müssen gut verdienen, weil sie viel Verantwortung tragen" - das ist ein Dogma. Ein Dogma, dessen Falschheit der Bawag-Prozess überdeutlich gemacht hat. Die Verantwortlichen in Aufsichtsrat und Vorstand haben ordentlich kassiert - Elsner ist nur die Spitze des Eisberges. Aber im Wesentlichen ist ihre Aussage "mein Name ist Hase, ich weiß von nichts". Da fragt man sich, wofür die Herren (und Damen, auch wenn sie nicht auf der Anklagebank sitzen) eigentlich Geld bekommen haben.
Und um es offen zu sagen: ich glaube nicht, dass die Unwissenheit bei der Bawag völlig gelogen ist. Und ich glaube nicht, dass sie ein Einzelfall ist.
In Aufsichtsrat und Vorstand kommen Viele, weil "man sich kennt", auch als "Danke" für langjährige gute Dienste etc. Und man sitzt nicht in einem Aufsichtsrat, sondern gleich in mehreren. Die Arbeit wird von "ExpertInnen" gemacht. Und von den Verantwortlichen "abgesegnet".
Was dabei erstaunt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Spitzengagen einstreifen. Immer wieder wird bekannt, dass sich ein Vorstand selbst eine Gehaltserhöhung genehmigt, die weit über jener der normalen Beschäftigten liegt. Ihre Einkommen beinhalten großzügige Aktienoptionen und Erfolgsprämien. Wobei sich Erfolg u.a. an Einsparungen bei den Personalkosten misst - gemeint sind dabei logischerweise nicht die Personalkosten des Vorstandes sondern jener, die weit weniger verdienen.
Andererseits gibt es "Sozialschmarotzer"-Debatten. Da werden Arbeitslose angeprangert, die nicht jeden mies bezahlten Job annehmen oder auch Familien, die sich Sozialleistungen "erschlichen" haben. Die Beträge, um die es dabei geht, sind Peanuts im Vergleich zu den 168.000 Euro, die z.B. ein Vorstandsmitglieder 2005 durchschnittlich verdiente - im Einzelfall kann das aber auch auf mehrere hunderttausend Euro pro Jahr steigen. Zur Erinnerung: das Durchschnittseinkommen von unselbständig Erwerbstätigen lag im selben Jahr bei 25.704.- Euro - brutto wohlgemerkt.
In Österreich ist übrigens der Widerstand gegen eine Veröffentlichung der Einkommen von Führungskräften sehr stark. Klar - wer gibt gerne zu, dass er/sie die Hand aufhält fürs Hand heben.

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