Fußball: Ein Bombengeschäft!

Albert Kropf

Die finanziellen Probleme heimischer Fußballvereine wurden in den letzten Jahren Routine. Dieses Jahr traf es den FC LASK Linz, vor ein paar Jahren den FC-Tirol und Rapid Wien - von den chronischen Schwierigkeiten kleiner Vereine ganz zu schweigen.
Nach Saisonende beginnen die Transfers. Für immens hohe Summen wechseln die Spieler von einem Verein zum anderen und man fragt sich nur: Wer soll das eigentlich bezahlen? Nun scheint es so, als wenn sich auch die Vereinspräsidien diese Frage stellen würden und deshalb immer öfter auf diverse Finanz-jongleure, Banker und Milliardäre a lá Rieger, Mair oder Stronach hereinfallen. Das Resultat: Zu den oft sportlichen Mißerfolgen der schnell zusammengekauften „Dreamteams“ kommt dann auch noch das böse Erwachen, wenn das Geld des „Mäzens“ ausbleibt bzw. die Finanzkonzepte wie Kartenhäuser zusammenfallen.
Beispiele?: Diese reichen vom Ex FC-Tirol Funktionär und „Sponsor“ Klaus Mair über den Ex-LASK Präsidenten Wolfgang Rieger bis hin zu Walter Meischberger, der einst den Transfer von Peter Stöger zu „Mairs FC-Tirol“ für ein angebliches „Taschengeld“ von 700.000 Schilling (lt. OÖN vom 2.10.95) am Finanzamt vorbeischleuste.
Nun erscheint mit dem neuen Ligapräsidenten Frank Stronach ein neuer Mäzen, an dem die Vereine am österreichischen Fußballhimmel „gesunden“ sollen. Es sind nicht nur dubiose Bankiers und dergleichen, die sich für den Fußballsport interessieren; der Fußball selbst wird immer stärker in die Profitlogik verstrickt. So hat in den letzten Jahren der Trend zur gewinnbringenderen Vermarktung des Fußballs und die Abhängigkeit der Vereine von ihren Geldgebern immer weiter zugenommen. Die sportlichen Aspekte stehen dabei schon längst hinter den wirtschaftlichen zurück. Denn die Investoren und Großkonzerne wollen mit dem Fußball und seiner Vermarktung fette Gewinne erzielen. Vor gerade einmal rund 25 Jahren gab es die ersten Trikotsponsoren und heute sind die Spieler zu laufenden Reklametafeln umfunktioniert.
Mittlerweile ist es auch nichts Neues mehr, daß die Vereine jährlich ihre Dressen ändern, damit sich die Fans jede Meisterschaft neue Trikots ihrer Stars kaufen müssen. Überall wird den Fans immer mehr Geld mittels Eintrittskarten und Fan-Zubehör aus den Taschen gezogen. Jeder auch noch so kleine Bereich wird gewinnbringend organisiert und privatisiert.
Nicht umsonst wollte der steinreiche Industrielle und Mediengigant Rupert Murdoch erst kürzlich eine EUROLIGA mit den besten europäischen Vereinen aus dem Boden stampfen und an den Vermarktungs- und Übertragungsrechten verdienen.
Das Konzept wurde zwar noch abgelehnt, aber es zeigt bereits die künftige Entwicklungsrichtung an. In Österreich wurde Mitte Feber der „heimgekehrte“ Milliardär Frank Stronach von den Fußballvereinen zum neuen Ligapräsidenten gewählt. Sein Konzept besteht darin, daß die Bundesligavereine (1. und 2. Liga) eine fixe Summe erhalten und dafür sämtliche Übertragungsrechte an einen Sport- und Wettkanal abgeben, der zufälligerweise auch Stronach gehört. Dazu tritt er nebenbei auch noch als Sponsor etlicher Vereine auf. Bei seiner Wahl profitierte Stronach von der tristen finanziellen Situation der meisten Vereine, die „schnelles“ Geld gut gebrauchen konnten und so für sein Konzept der „Selbstaufgabe“ stimmten.
Die Wahl Stronachs zum Ligapräsidenten der österreichischen Bundesliga bedeutet neben der völligen Auslieferung der Vereine an Stronachs Sport- und Wettkanal auch einen weiteren Triumph des Neoliberalismus, alle Bereiche des Lebens vermarktungs- und kapitalgerecht zu organisieren und die Einflußnahme der Fans auf ihre Vereine weiter zurückzudrängen. Als einzige Alternative zu Stronach und seinem Modell präsentierte sich im Zuge der Auseinandersetzung der Präsident des SK Sturm Graz, Hannes Kartnig. Wenn es ihn auch sympathisch erscheinen läßt, weil endlich jemand den Mut aufbringt, Stronach in die Schranken zu weisen, so unterscheidet sich auch sein Konzept nicht grundlegend von dem Stronachs: Beide wollen mit dem österreichischen Fußball Geld machen - nur eben jeder auf seine Art.

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