Frisch gekämpft ist halb gewonnen - Der Jännerstreik

Pablo Hörtner

"Land! Friede! Brot!" war der Slogan der Russischen Revolution, die ganz Europa in ihren Grundfesten erschütterte. Die revolutionäre Bewegung schuf sich bereits während des Krieges Arbeiter- und Soldatenräte („Sowjets“) und erfasste auch Österreich, wo es im Jänner 1918 zu einem Höhepunkt kam.

Ein Streik im Daimler-Werk in Wiener Neustadt (in Folge der Halbierung der Mehlrationen) begann sich über Nacht auf alle Industriezweige der gesamten Habsburg-Monarchie auszubreiten. Der Streik wurde zum politischen Mittel. Der Jännerstreik umfasste bis zu 700.000 ArbeiterInnen, die für soziale Besserstellung des Proletariats, eine Agrarreform zu Gunsten der verarmten Landbevölkerung, sowie für ein rasches Kriegsende eintraten. Auf den Jännerstreik folgte in Deutschland der Januarstreik. Im k.u.k. Kriegshafen Cattaro kam es Anfang Februar zum Matrosenaufstand. Doch während in Deutschland und Ungarn im Folgejahr Räterepubliken nach dem Vorbild Sowjetrusslands ausgerufen wurden, blieben ähnliche Ansätze vorerst auf bevölkerungsreiche Regionen wie Wien und das Industriegebiet in Oberösterreich beschränkt. Die Sozialdemokratie bremste hier wie dort und setzte auf Republik statt Revolution.

In Deutschland, Österreich und Ungarn scheiterten Revolutionen und Rätebewegungen. Das führte letztendlich zum Faschismus, nachdem die sozialistischen Revolutionen gescheitert waren. Sowjetrussland blieb isoliert und verkam zur Diktatur.

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