Frisch gekämpft ist halb gewonnen

"Türkenstreik" bei Ford 1974
Flo Klabacher

MigrantInnen sind ein wichtiger Teil der ArbeiterInnenklasse. Das zeigt der „Türkenstreik“ in den Kölner Fordwerken 1973: Die Firma nimmt die Tatsache, dass 300 ArbeiterInnen zu spät aus dem Urlaub in der Türkei zur Arbeit kamen (damals wurde mit dem Auto gefahren, diese Verspätungen waren üblich und akzeptiert) zum Anlass, diese zu entlassen. Die miese Bezahlung der TürkInnen und der steigende Arbeitsdruck (die Stellen werden nicht nachbesetzt) bringen das Fass zum Überlaufen: Am 24.8. beginnt ein Streik in der Endmontage; am Abend steht das gesamte Werk. Hauptforderungen sind eine Lohnerhöhung, die Senkung des Fließbandtempos und die Wiedereinstellung der Entlassenen. Getragen wird der Streik v.a. von türkischen KollegInnen, die mit 12.000 Beschäftigten ein Drittel der Belegschaft bilden. Eine gewählte Streikführung organisiert Streikposten, Versorgung und Demos durch den Betrieb. Es ist ein wilder Streik. Die Gewerkschaft hat die türkischen Beschäftigten nicht organisiert und kein Interesse am Streik. Gewerkschaft und Betriebsrat besprechen mit Geschäftsleitung und Polizei, wie sie den Kampf beenden können, Medien hetzen gegen den „Türken-Terror“. Am 30.8 greift eine „Gegendemo“ (Firmenfunktionäre, Polizisten und Streikbrecher) den Streik brutal an. Die Streikführer werden verhaftet, über 700 ArbeiterInnen verlieren ihre Jobs. Der Kampf scheitert an der rassistischen und sozialpartnerschaftlichen Grundhaltung der Gewerkschaft.

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