Flüchtlinge: Wo sind Bund & Land?

Sedef Yavuz, Helferin im Dusika-Stadion

Seit Anfang September ist das Dusika Stadion in Wien eine Notunterkunft für rund 900 Flüchtlinge. Es steht keine Organisation dahinter. Wir sind alle Freiwillige - SchülerInnen, Lehrlinge, StudentInnen, Angestellte - die durch Zufälle reingerutscht sind.

Für die Kommunikation zwischen uns und dem Krisenstab gibt es die Einsatzleitung, die in unserem Fall vom Samariter Bund (ASB) gestellt wird. Doch leider bekommen sie selbst nicht immer rechtzeitig alle notwendigen Informationen.

Das Stadion wird v.a. durch private Spenden und privates Engagement aufrecht gehalten. Wasser, Semmeln, Honig, Tee und warmes Abendessen bekommen wir vom Bundesheer, allerdings wurde uns das Essen mal für mehrere Tage gestrichen, da es nur Quartieren zustehe.

Der ASB ist für Medikamente und Pappgeschirr zuständig. Klingt doch schon ganz gut, oder?

Wären da nicht die ÄrztInnen, die wir selbst organisieren müssen, weil wir sonst nichts mit den Medikamenten anfangen dürfen.

Kann jeder Flüchtling gut genug Englisch, um alleine die Erste Hilfe Station aufzusuchen oder andere Dinge zu klären? Nein, das bedeutet, dass wir auch hier am besten rund um die Uhr mindestens zwei DolmetscherInnen für beide Hallen suchen müssen.

Was, wenn die Waschmaschinen wieder kaputt sind? Dafür haben wir leider kein Budget, wir können nur über Facebook hoffen, dass wir eineN freiwilligeN HandwerkerIn finden.

Das warme Mittagessen wird auch von HelferInnen gekocht, die Zutaten kommen von privaten SpenderInnen. Die ganze Organisation, das Recherchieren, Telefonieren, und Vermitteln ist harte UNBEZAHLTE Arbeit. Natürlich machen wir das alles gerne, sonst wären nicht vor Ort.
De Wiener Flüchtlingskoordinator Hacker meinte ja tatsächlich öffentlich, wenn die Organisationsteams es nicht mehr packen, dann finde er andere Menschen, die das machen. Ich warte auf diese Anderen, ein bisschen Freizeit wäre doch wieder ganz nett.

Alleine in dieser einen Unterkunft könnte man so viele Arbeitsplätze schaffen. Das würde auch manchen Menschen die Ängste nehmen, dass Flüchtlinge ihnen ihre Jobs klauen würden. Gegen zu hohe Mietpreise, schlecht bezahlte Jobs, und schlechte Bildungschancen müssen wir gemeinsam kämpfen!

 

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