EM: Es geht nicht nur um Fußball

Wenn das sportliche Event in den Hintergrund tritt und die Austragung auf Kosten der Bevölkerung geht.
Margarita Döller

Im kapitalistischen System wird alles zur Ware gemacht, dem kann sich auch der Sport nicht entziehen. 190 Millionen Euro wurden in Polen in den Bau EINES Stadions gesteckt. Dafür muss die Bevölkerung jetzt Einsparungen im Bildungs- und Gesundheitswesen hinnehmen. Profit machen UEFA und einzelne Unternehmen. Die Bevölkerung muss dafür bezahlen und soll sich auf das „einzigartige Event“ in ihrem Land auch noch freuen. Das tun viele Menschen in Polen jedoch nicht. Zahlreiche Protesten sind während der EM geplant.

In der Ukraine ist die Situation keine wesentlich andere. Ein Viertel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, demokratische Rechte werden mit Füßen getreten. Die EM sollte eine Imagekampagne für die Regierung werden, um von den Missständen abzulenken. Jetzt haben einige EU-PolitikerInnen, es sind auch welche aus Österreich dabei, einen Boykott des Events angekündigt. Sie wollen erreichen, dass die Haftbedingungen der inhaftierten Oppositionspolitikerin Julija Timoschenko verbessert werden. Warum fordern sie das? Timoschenko ist um nichts besser als der ukrainische Staatschef Janukowitsch und europäische PolitikerInnen haben auch sonst kein Problem, mit DiktatorInnen und VertreterInnen der ukrainischen Regierung an einem Tisch zu sitzen. Die Handelsbeziehungen zur Ukraine sind auch nicht beeinträchtigt. Dass Janukowitsch die Ukraine zurück in die Diktatur führt, ist der EU herzlich egal, solange die Ölversorgung nicht gefährdet ist. Timoschenko vertritt einen Wirtschaftskurs, der den europäischen Interessen mehr entgegen kommt, darum die Unterstützung.

V.a. leidet die ukrainische Bevölkerung unter der Regierung Janukowitsch. Seit Jahren und auch in der „orangen Revolution“ 2004 – missbrauchen Timoschenko und Janukowitsch den Wunsch der Menschen in der Ukraine nach Demokratie und einem besseren Leben für ihr eigenes Match um Macht und wirtschaftlichen Interessen. Das wird sich erst ändern, wenn eine neue Mannschaft – das Team der ArbeiterInnenklasse – das Spielfeld betritt.

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