Eine schöne Aktion

Gelebte Fansolidarität setzt Fußballverband in Deutschland unter Druck
Christian Bunke

In den vergangenen Monaten gab es eine Serie von Kollektivstrafen gegen Fußballfanszenen durch den deutschen Fußballverband DFB. Aktionen einzelner wurden mit so genannten „Geisterspielen“ bestraft wo Fans eines Vereins nicht zum Auswärtsspiel ihres Vereines fahren dürfen.

Ziel des DFB ist, die Stadien im Interesse einer noch größeren kommerziellen Nutzung von „unliebsamen Elementen“ zu säubern. Einige Funktionäre schlugen vor, die billigen Stehplätze in Stadien ganz abzuschaffen und durch Sitzplätze zu ersetzen. So würde das englische Modell eingeführt. Dort kosten Premier League Spiele mindestens 30 Pfund (37.- Euro) Eintritt.

Im Fall des Spieles Eisern Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt ging die Kollektivstrafe ins Leere. Der Gästeblock des Stadions war gefüllt mit rund 1.000 Eintracht Fans, die laut DFB gar nicht hätten dort sein dürfen. Sie waren durch Mithilfe von Union Fans ins Stadion gelangt. Das Spiel geriet zu einer Demonstration gegen den DFB.

Der Grund für das Auswärtsverbot für die Eintracht Frankfurt Fans war das Abbrennen von Pyrotechnik bei einem früheren Spiel. Das ist in Deutschland verboten, für viele Fußballfans aber ein unverzichtbarer Bestandteil von Fankultur. Über Monate hatten viele Fangruppierungen versucht, einen Dialog mit dem DFB zustande zu kriegen. Der sagte zunächst Gesprächen zu, blockte aber rasch wieder ab. Eine ernsthafte Diskussion scheiterte am Verband. Fangruppen, die an das Gesprächsangebot geglaubt hatten und über Monate auf Pyrotechnik verzichteten, um ihre Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, fühlten sich verarscht. Seitdem „brennt“ es in deutschen Stadien mehr als zuvor.

Auch in Österreich ist das Thema. Vor kurzem hielt die Polizei sieben Busse von Wacker Innsbruck Fans stundenlang fest. Der Zugang zum Spiel wurde ihnen verwehrt. Die Begründung: Man suchte nach pyrotechnischem Material. Fans wehren sich vermehrt gegen solch undemokratisches Vorgehen. Für effektiven Widerstand braucht es aber auch eine politische Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus im Sport.

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