Ein Blick über den großen Teich

Interview mit Ty Moore, Mitglied der Bundesleitung des CWI aus den USA

Die Wahlen in den USA sind vorbei. Was glaubst du, wie wird es weitergehen?

Ty Moore: Was klar ist, es MUSS eine riesige Arbeitsplatzbeschaffung geben. Zur Zeit gibt es so gut wie kein soziales Netz, meistens ist man ein bis zwei Jahre arbeitslos, bevor man einen Job findet, viele werden obdachlos. Das trifft natürlich vorallem die Jungen. Ein Freund von mir hat sich ein Apartment gemietet, denn er dachte, er findet schnell Arbeit, was aber nicht so war. Jetzt hat er große Schwierigkeiten, muss wahrscheinlich seine Wohnung aufgeben, was eine zusätzliche finanzielle Belastung durch den Vertragsbruch bedeutet ... vielleicht muss er sogar die Schule abbrechen. Natürlich gehört auch im Gesundheitssystem viel getan.

Hast auch du schon Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem gemacht?

Ty Moore: Oh ja. Ich bin nicht krankenversichert und hatte eine ziemlich große Wunde am Bein, nachdem ich mit dem Rad verunfallt bin. Mein Glück war, dass eine Freundin von mir Krankenschwester ist, die half mir. Trotzdem ... der Unfall passierte im Juli, im November war die Wunde immer noch nicht verheilt. Aber solche Dinge stürzen Familien in große finanzielle Löcher, viele verschulden sich.

Wie muss man sich die Arbeit des CWI vorstellen?

Ty Moore: Wir versuchen, viel Jugendarbeit zu leisten und uns in der ArbeiterInnenbewegung zu verwurzeln. Da Amerika so ein großes Land ist, sind wir (leider) sehr weit verstreut.

Welche Aktionen macht ihr?

Ty Moore: Wir führen einen ständigen Kampf gegen die Werber der Army in den Highschools. Ein großer Sieg für uns war, dass wir jetzt immer Infotische machen dürfen, wenn solche Werber in Schulen kommen.

Wird auch häufig demonstriert?

Ty Moore: Es gab eine größere Anti-Kriegs-Demo, als die Republikaner eine Wahlveranstaltung in Minneapolis abhielten. Ein anderes Mal initiierten wir einen Studierendenstenstreik, allerdings kamen weniger als 1000, da viele Angst vor der Polizei haben. Es gibt ja auch Anrufe bei Eltern, dass sie ihre studierenden Kinder nicht aus dem Haus lassen sollen. Was aber wirklich überwältigend war, waren die Reaktionen der Leute auf den Gesetzesantrag von Kalifornien, die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare zu verbieten. Wir haben nämlich eine Gruppe auf Facebook eröffnet, um uns dagegen zu organisieren. Erwartet hatten wir so um die 50 Leute, tatsächlich sind es mittlerweile um die 6000, die sich in dieser Gruppe registriert haben. Das zeigt, dass die Leute auch wirklich etwas tun WOLLEN.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Das Interview führte Roxy.
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