Die neue Post: Zerschlagung total

Karin Wottawa

Man könnte meinen angesichts dieser Vokabeln geht es um Schlachthöfe. Tatsächlich geht es aber um die Post. Am Anfang wurde die Post in drei Teile, gelbe Post, Telekom und Postbusse zerschlagen, dann kam „Speed“ und weitere Verschlechterungen folgten. Jetzt werden die einzelnen Bereiche nochmals „geschnetzelt“.

Allein im Jahr 2001 wurden bereits 1700 Dienststellen gestrichen, die Anzahl der Postämter ist noch nicht fix. Die Grundlage dafür ist die neue Universaldienstverordnung, die EU-weit eingeführt werden soll. Ziel dieser Dienstverordnung ist die Auslagerung der meisten Postgeschäfte auf private Anbieter und die Schließung der normalen Postämter, wie es in England bereits Wirklichkeit geworden ist.
Letztlich soll der Post nur der handgeschriebene Brief bleiben. Pakete, Kataloge, Postwurfsendungen etc., sollen an private Anbieter vergeben werden. Diese privaten Zusteller müssen nur gewährleisten, dass sie die von ihnen übernommenen Sendungen in einem Gebiet zustellen. Wie sie das machen, bleibt ihre Sache. Das könnte beispielsweise zur Folge haben, dass es pro Tag mehrere Postzustellungen gibt, und man/frau als KonsumentIn bei persönlichen Sendungen zu mehreren Stellen gehen muss um sie abzuholen, oder aber auch, dass die Zustellung Geld kostet, oder nur einmal in der Woche kommt. Dieser private Anbieter könnte aber auch beispielsweise das örtliche Gasthaus sein, der Wirt als Dein Postler. Besonders unangenehm wird diese Vorstellung angesichts der Tatsache, dass der/die BriefträgerIn, der/die für einen Haushalt zuständig ist, durch die zugestellten Sendungen relativ viel über die Privatsphäre der im Haushalt lebenden Personen weiß. Welche Zeitungen werden gelesen, von wem kommen Rechnungen etc. - der Wirt als Kenner jeder Familie.
Auch ist zu befürchten, dass sich die bereits bestehenden Mängel in der internen Postabwicklung durch weniger und schlechter geschultes Personal, durch größere Rayons und weniger Postämter noch weiter verschlechtern werden, da durch die neue Dienstordnung noch weitere Kürzungen geplant sind.
Angesichts dieser Radikalzerschlagung liegt es auf der Hand, dass die Regierung und der Postvorstand die Post zur Geschichte machen wollen. Widerstand der Postbediensteten ist mehr als überfällig, die einzige Chance, die eine Totalzerschlagung noch aufhalten kann ist ein Streik, der für die Aufhebung aller bisher gesetzten Maßnahmen kämpft.

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