Die Euro-Rechte am WKR-Ball

Heribert Schiedel (DÖW)

Seit den frühen 2000er Jahren versucht die FPÖ (v. a. in Person ihres Chefideologen und Europaabgeordneten Andreas Mölzer), sich als Motor und Zentrum der Einigungsversuche rechtsextremer Parteien Europas zu etablieren.1 Dazu fanden mehrere Konferenzen und Treffen in Österreich statt.2 Mit dem Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) verfügt die FPÖ in ihrem unmittelbaren (burschenschaftlichen) Vorfeld über ein gesellschaftliches Ereignis, das als das größte und etablierteste dieser Art in Europa bezeichnet werden kann: Nur in Österreich können an einem der repräsentativsten und herrschaftlichsten Orte, in der Wiener Hofburg, Rechtsextreme und sogar Neofaschisten feiern. Und so wurde der WKR-Ball in den letzten Jahren zunehmend als festliches und repräsentatives Rahmenprogramm für die Treffen der Euro-Rechten genutzt, insofern kommt dem Burschenschafterball auch eine eminent politische und europäische Dimension zu.

Die Liste der Gäste verdeutlicht diese:

  • Markus Beisicht (2009, 2010, 2011): Vorsitzender der rechtspopulistischen und antimuslimischen Gruppe pro Köln, davor Funktionär der Republikaner, dann der rechtsextremen Deutschen Liga für Volk und Heimat

  • Patrik Brinkmann (2009, 2010, 2011): schwedischer Multi-Millionär und Stifter der Kontinent Europa Stiftung, die zum Ziel hatte, die Kooperation der europäischen Rechtsextremen voranzutreiben; ursprünglich Unterstützer der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), heute pro-„Bewegung“

  • Philip Dewinter (2009, 2010, 2011): Vorsitzender des rechtsextremen Vlaams Belang

  • Alexander Dugin (2009): russischer Antisemit, ehemaliger Faschist und nunmehriger Rechtsextremist, Mitbegründer der Nationalbolschewistischen Partei Russlands (1994) und der Eurasischen Partei (2002)

  • Matthias Faust (2009): damals Vorsitzender der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), seit Ende 2010 stellvertretender NPD-Parteivorsitzender

  • Bruno Gollnisch (2009, 2011): Generalsekretär und Europaabgeordneter des rechtsextremen Front National (FN), verurteilter Holocaustrelativierer3, (gescheiterter) rechter Gegenkandidat zu Marine Le Pen um den FN-Vorsitz

  • Jean Marie Le Pen (2008): damals FN-Anführer

  • Andreas Molau (2009): damals Kandidat für den Vorsitz der NPD, danach Pressesprecher der DVU, heute pro-„Bewegung“

  • Enrique Ravello (2009): spanischer Neofaschist (Tierra y Pueblo), Reisekader4

  • Frank Vanhecke (2008): damals Vorsitzender des rechtsextremen Vlaams Belang

Nicht nur die Prominenz der rechten Gäste am WKR-Ball macht diesen zum Skandal, sondern auch und vor allem die Tatsache, dass mit der Einladungspolitik immer wieder die Grenzen zum Neofaschismus überschritten werden.

1 Vgl. Schiedel, Heribert: Der rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft. Wien 2007, S. 136ff
2 Vgl.:http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2001_11/zzkongress.html, http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2005_11/fpoe.html
3 Gollnisch meinte im Oktober 2004 auf einer Pressekonferenz: „Ich stelle die Existenz der Konzentrationslager nicht in Frage. Zweifellos gab es aus rassischen Gründen Deportationen von Hunderttausenden oder Millionen Menschen, die vernichtet wurden. Über die genaue Zahl der Toten könnten 50 Jahre nach den Taten die Historiker diskutieren. Ich leugne die mörderischen Gaskammern nicht, jedoch muss die Diskussion frei bleiben […] Über die Existenz der Gaskammern müssen die Historiker diskutieren.“ (http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?objRefId=103832&language=DE)
4 Ravello nahm etwa 2006 an einer internationalen Neonazi-Konferenz in Moskau teil. Gleiches taten damals u. a. der US-amerikanische Ex-Klansmann David Duke und der deutsche Neonazi Manfred Roeder. Die auch von Ravello unterzeichnete Moskauer Resolution endet mit dem Schlachtruf der antisemitischen und rassistischen Internationalen: „Weiße Menschen der ganzen Welt – Vereinigt Euch!“