Der starke Staat im TV

Welche Ideologie steckt hinter CSI & Co.?
Georg Kumer

Im September 2000 erblickte in den USA eine neue Krimiserie das Licht der Welt: “CSI: Crime Scene Investigation”, die zu einer der erfolgreichsten Serien ihrer Art werden sollte. CSI handelt nicht von einfachen PolizistInnen, sondern von der Arbeit einer Abteilung von Spurensicherern und Tatortermittlern.

Völlig verzerrtes Bild der Wirklichkeit

Wer sich mit dem Polizei- und Justizsystem der USA beschäftig, dem wird auffallen, dass Ermittlungen in dem Umfang, wie es bei CSI suggeriert wird, nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Ob nun ein Obdachloser tot aufgefunden oder ein Millionärssohn verschwindet, es werden ohne Ansehen der Person alle Ressourcen mobilisiert und die teuersten Untersuchungsmethoden verwendet. Dieses Bild ist nicht nur eine enorme Übertreibung der Realität, es täuscht den Massen der ZuseherInnen auch vor, die Behörden würden alles in ihrer Macht stehende tun und lückenlos ermitteln. Nichts könnte ferner von der Wahrheit liegen. Es wird nicht nur bei den Ermittlungsbemühungen ein deutlicher Klassenunterschied gemacht. In vielen Fällen wird bei den Ermittlungen nicht einmal versucht, die genauen Umstände der Tat zu rekonstruieren. Die Priorität liegt oft auf der schnellen Ermittlung eines Schuldigen. Ob er an der Tat beteiligt war oder nicht spielt dabei nicht unbedingt die zentrale Rolle und in den meisten Fällen werden solche Sündenböcke nicht in den Nobelvororten “gefunden”.

Rassistische Justiz

Wenn man die Situation in den Gefängnissen der USA betrachtet, wird das Ausmaß der Ungerechtigkeit und des inhärenten Rassismus dieses Justizsystems deutlich. Obwohl Schwarze nur 13% der US Bevölkerung stellen, machen sie 43% der Gefängnisinsassen aus. Pro Kopf sitzen heute in den USA mehr als 4-mal so viele Schwarze im Gefängnis wie zum Ende der Arpartheit in Südafrika. Die Wahrscheinlichkeit, dass man als Schwarzer einmal in seinem Leben eingesperrt wird, ist um fast 15-mal höher als für Weiße.

Sinkende Kriminalität – steigende Repression

Dem gegenüber ist die Zahl der Verbrechen in den USA seit Beginn der 90er Jahre stark gesunken und befindet sich heute auf dem Stand von 1970. Trotzdem werden immer restriktivere Gesetzte erlassen, wodurch sich die Gefängnispopulation in den letzten 25 Jahren verzehnfacht hat und heute bei mehr als 3.000.000 liegt. TV Serien wie CSI liefern gleich beides, das Problem und seine Lösung. Die vermeintlich steigende Gewalt muss mit einem immer größeren Aufgebot an staatlichen Repressionen und Einschränkungen der Bürgerrechte beantwortet werden. Das aber die daraus resultierende enorme Machtfülle nicht gegen die eigenen BürgerInnen, sondern immer nur zu ihrem Besten eingesetzt wird, suggerieren genau solche Serien wie CSI, Law & Order und wie sie alle heißen mögen. Besser gemachte oder schlechte, alle tragen sie ihren Teil zur Propaganda für die Aufrechterhaltung des Systems bei.

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