Bildung wird immer mehr zum Privileg

Gemeinsam bilden
Markus Zahradnik

Am Linzer Fadingergymnasium wird ein autistischer Schüler, trotz erfolgreicher Leistung, aus dem Schulbetrieb ausgeschlossen. Gleichzeitig wird in Wien auf Initiative von ÖVP-Vizebürgermeister Görg eine Eliteschule, benannt nach dem Philosophen Sir Karl Popper, gegründet. Integration wird verhindert, Eliten werden gefördert: Scheinbar schleicht sich still und von der Öffentlichkeit kaum beachtet eine konservative Bildungswende an.
Die Mutter des autistischen Gregor (11) kämpft seit Jahren für dessen Schulbildung. Während in der Volksschule auf seine Benachteiligung Rücksicht genommen werden konnte und einE zweiteR PädagogIn angestellt war, ist dies im AHS-Bereich nicht vorgesehen. Seine LehrerInnen fühlten sich deshalb, aber auch wegen ungenügender Ausbildung und allgemein schlechten Arbeitsbedingungen wie zu großen Klassen und dergleichen überfordert. Die Initiative zu Gregors Ausschluß ergriff der Elternvereinsobmann.
Das bildungspolitsche Hauptprojekt der Wiener VP ist im zweiten Anlauf nun doch durchgegangen: Görg präsentierte gemeinsam mit SPÖ-Stadtschulratspräsident Scholz die Sir Karl Popper Schule in Wien 4. Kommendes Schuljahr wird der Unterricht mit zwei fünften Klassen zu je 25 SchülerInnen beginnen. Anstatt begabtere SchülerInnen im ‘normalen’ Klassenverband zu lassen, damit diese den sozialen Kontakt zu ihren KollegInnen nicht verlieren und damit die MitschülerInnen auch von der schnelleren Lernfähigkeit profitieren können, werden eigene Eliteschmieden gebildet, die bedingt durch das Schulgeld von öS 1.000,- pro Monat natürlich nicht jedem offenstehen. Diese Eliteschule wird aus öffentlichen Geldern bezahlt, während gleichzeitig bei „normalen“ SchülerInnen gespart wird (siehe z.B. die ständig wachsenden Klassengröße!).

Gemeinsame Schule für alle!

In Schulversuchen wurde gezeigt, daß es durchaus möglich ist körperlich und geistig behinderte Kinder im Regelunterricht zu integrieren. In jene “Intergrationsklassen” werden ca. 15 Kinder von zwei LehrerInnen betreut und es wird nach unterschiedlichen Lehrplänen unterrichtet (zieldiffernziertes Lernen). Außerdem ist die soziale Wirkung der Gesamtschule heute wichtiger den je. Eine Studie im 4.,6., und 7. Wiener Gemeindebezirk hat bewiesen, daß die Schulwahl nach der Volksschule noch immer in erster Linie eine soziale Selektion darstellt: Während Eltern mit höherem Bildungsniveau (ABC) ihre Kinder zu 68% in ein Gymnasium schickten, kamen lediglich 31% der Kinder aus D-Schicht Familien in die AHS. Natürlich sind auch die hohen Kosten für Nachhilfe (die im AHS-Bereich vorausgesetzt werden) mitverantwortlich.
Statt Eliteschule und Ausgrenzung: Eine gemeinsame Schule für alle ist unser Ziel - mit den Mitteln um auf alle optimal eingehen zu können.

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