Arbeitslosigkeit

Frauen, wehrt Euch!
Käthe Knittler

Im Mai 98 waren 107.143 Frauen beim AMS arbeitslos gemeldet. Die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zeigen, daß die Frauenarbeitslosigkeit um 5,5 % angestiegen ist.(Männer: +2,2%). Bei den schwer Vermittelbaren ist der Anstieg noch drastischer bei einem Plus von 13,4% (Männer: +8,7%). Viele Frauen tauchen jedoch erst gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf. Schätzungen zufolge sind 80% der versteckt Arbeitslosen Frauen.
Zahlen wie diese zeigen deutlich die Dringlichkeit von frauenspezifischer Förderung. Die tatsächliche Tendenz geht aber in die gegenteilige Richtung. 98% der neugeschaffenen Voll-Arbeitsplätze wurden von Männern besetzt, dafür entfallen 95% der neuen, schlecht abgesicherten und unterbezahlten Teilzeitstellen auf Frauen. Bezüglich der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik ist Österreich Schlußlicht innerhalb der EU. Die Finanzierung von Mädchen- und Frauenprojekten durch das AMS Wien und Niederösterreich wurde schon ‘97 eingestellt. Das Projekt Technik & Werken für Mädchen mußte zusperren, genauso wie die Frauenberatungsstellen Courage und Kassandra, die Beratungsstelle für Migrantinnen und das Berufsorientierungsprojekt Mira. Argumentiert wurden die Kürzungen seitens des AMS mit der „fehlenden Effizienz“ dieser Einrichtungen. Tatsächlich liegt die besondere Effizienz von Frauenberatungsstellen  darin, daß sie nicht nur als reine Jobvermittlung fungieren, sondern auf die spezifische Situation von Frauen eingehen.
 Das EU-weite Motto lautet Lehrlingsoffensive und das ist auch der einzige Bereich, in dem für dieses Jahr noch Geld locker gemacht wird. Allerdings auch nur dem Schein nach, denn es werden nicht die Lehrlinge gefördert, schon gar nicht die weiblichen, wie es im Rahmen des Sozialprojektes Mira der Fall gewesen wäre, sondern die Unternehmen.
Statt Frauen Unterstützung zur Verfügung zu stellen, verlagert sich das AMS lieber auf Projekte anderer Art. Ein Paradebeispiel aus jüngster Zeit ist das auch vom AMS mitgetragene Homeservice-Modell für arbeitslose Frauen, bei dem Dienstleistungen wie Kranken- und Altenbetreuung, Putzen und Rasenmähen vermittelt werden. Im Gegensatz zur täglichen Hausarbeit soll diese Tätigkeit nicht gar nicht bezahlt werden, sondern „nur“ schlecht, nämlich unter dem Kollektivvertrag. Dies scheint ganz unter dem Motto zu stehen: Frau, wenn du eine Arbeit willst (und das mußt du, denn sonst bekommst du keine Arbeitslosen- bzw. Notstandshilfe mehr), geh putzen! Ein anderer neuer Weg aus der Arbeitslosigkeit heißt Selbständigkeit. Durch private Initiative sollen sich die Betroffenen selber helfen. Rund ein Viertel dieser „selbständigen Frauen“ muß mit einem monatlichen Nettoeinkommen von ÖS 7000 auskommen. Das ist weniger als die durchschnittliche Arbeitslosenhilfe (f.Frauen:ÖS 7.400).
Klar ist, daß die von der Regierung angekündigte Beschäftigungsoffensive keinen Ausweg aus dieser Situation bringt, sondern sie im Gegenteil noch weiter verschärfen wird - die Sozialschmarotzerdebatte gab einen bitteren Vorgeschmack darauf, daß auf die Arbeitslosen und besonders auf Frauen (denen jetzt schon Notstandshilfe gestrichen wird, wenn sie aufgrund von Betreuungspflichten keinen Vollzeitarbeitsplatz annehmen können) noch mehr Druck ausgeübt werden wird.
Dagegen müssen wir uns wehren!

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