Abtreibung bleibt unser Recht

Barbara Fröschl

Am 15.August werden wie auch in den letzen Jahren wieder AktivistInnen von „Pro Life“ ihren „Marsch für das Leben“ veranstalten, der taditionell von Teilen der Kirche unterstützt wird. Doch in diesem Jahr ist es wichtiger denn je zu vor, den Aktivitäten von „Pro Life“ etwas entgegenzusetzen.

Im letzten Jahr haben sie den Terror vor Wiens beiden Abtreibungskliniken verstärkt. Sie beschimpfen Frauen die in die Klinilken wollen als MörderInnen, verteilen Plastikembrionen usw. und die Wohnung in der sich die Mairo-Abtreibungsklinik befindet aufgekauf. Sie versuchen jetzt die Klinik durch eine Räumungsklage (vertreten durch die Rechtsanwaltskanzlei Böhmdorfer) zum Auszug aus der Wohnung zu zwingen.
Die SLP macht seit einigen Monaten eine Kampagne um den Terror von „Pro Life“ zu stoppen und die Mairo-Klinik zu schützen. Wichtig bei dieser Kampagne ist uns, dass es nicht nur um die Verteidigung der Klinik und der Fristenlösung geht, sondern auch um generelle Angriffe auf Frauenrechte. So ist es kein Zufall, dass sich die radikalen Abtreibungsgegner gerade jetzt im Aufwind fühlen, wo immer mehr Frauenrechte in Frage gestellt werden.  
Angriffe auf die Fristenlösung von seiten des „Frauen“ministers
Vor ungefähr einem halben Jahr ließ „Frauen“minister H. Haupt durch zwei Forderungen in Bezug auf die Fristenlösung aufhorchen. Laut Haupt sollte Abtreibung erstens nicht die alleinige Entscheidung der Frau bleiben und zweitens die Frist für die straffreie Abtreibung eines behinderten Kindes von neun auf drei Monate verkürzt werden. (wobei zweitere Forderung irreführend ist, da aus medizinischen Gründen Abtreibungen bis zum neunten Monat nur durchgeführt werden, wenn es keine Überlebenschance für den Embrio gebe). Vorstöße wie dieser zeigen an, dass mit Angriffen auf die Fristenlösung auch von seiten der Regierung zu rechnen ist und nicht „nur“ durch die fanatische Abtreibungsgegner von „Pro Life“.
Hinzu kommt, dass die „Pro Life“ Aktivisten sich ganz klar für die schwarz-blaue Bundesregierung aussprechen, insbesondere für die FPÖ, die Einführung des Kindergeldes begrüßen, usw. Das heißt sie dürften sich von dieser Seite Unterstützung für ihr Ziel, die Fristenlösung abzuschaffen, Unterstützung erwarten.
Human Life international
„Pro Life“ ist eine Internationale Organisation, die in den USA als Human Life international“ gegründet wurde um das „ungeborene Leben“ zu schützen. in den USA wurden schon etliche Ärzte, die Abtreibungen vornehmen und Mitarbeiter von Abtreibungskliniken ermordet.  Die Methoden mit denen sie arbeiten sind in allen Ländern ähnlich (so gab es auch in Österreich Morddrohungen gegen MitarbeiterInnen der Mairo-Klinik und in gewisser Weise zeigen die Vorgänge in den USA erstens wie gefährlich die Abtreibungsgegner sind und wie wichtig eine Gegenmobilisierung ist.

Aktiv gegen Pro Life für Frauenrechte

Wir haben in den letzten Monaten regelmäßig Gegenkundgebungen vor der Mairo Klinik und verschiedene Veranstaltungen zu dem Thema gemacht. Außerdem versuchen wir die BewohnerInnen rund um die Klinik in unsere Kampagne miteinzubeziehen. Ein wichtiger Termin für die Verteidigung des Rechts auf Abtreibung ist die Gegendemonstration am 15. August (“Marsch für das Leben“).
Lucinda Finley
Im Anschluss noch en Auszug aus einem Interview, das Nicole Hofman mit Lucinda Finlaey führte. Sie ist Professorin für Rechtswissenschaften an der State University von New York, Buffalo und vertrat Abtreibungskliniken in West New York vor dem US Supreme Court, bei der Durchsetzung einer sgn. Buffer Zone rund um Abtreibungskliniken, zu der Anti-AbtreibungsaktivistInnen keinen Zutritt haben sollen. Einer ihrer KlientInnen war der Arzt Dr. Barnett Slepian, der von einem Anti-Abtreibungsaktivisten, namens James Kopp im Oktober 1998 ermordet wurde. Kopp wurde vor kurzem in Frankreich verhaftet und wartet in einem französischen Gefängnis auf seine Auslieferung in die USA.


Lucinda Finley ist eine in den USA sehr bekannte Aktivistin der Pro-Choice-Bewegung. Sie war im Juni aus wissenschaftlichen Gründen in Wien und hat auch an einer Kundgebung der SLP vor der Mairo-Klinik teilgenommen.

Frage: Was glauben Sie wäre notwendig, um das Frauenrecht auf Abtreibung zu sichern bzw. zu verbessern? In welche Richtung sollte Ihrer Meinung die Pro-Choice-Bewegung international gehen?

Antwort: Die Frauen aller Welt dürfen das Recht auf Abtreibung nicht als Selbstverständlichkeit ansehen. Wir dürfen nicht glauben, dass es immer ein Recht bleiben wird – und wir dürfen v.a. nicht glauben, dass die Anti-Abtreibungsbewegung nicht effektiv sein wird. Wir müssen junge Frauen dazu erziehen, dieses Recht weiterhin als essentielles anzusehen. Wir müssen sie über die Gefahren aufklären, denen Frauen ausgesetzt sind, wann immer und wo immer Abtreibung illegal ist. Unsere Bewegung muss weiterhin daran arbeiten, den Kampf um das Recht auf Abtreibung mit einem Kampf um den Zugang zu sicheren, leistbaren Verhütungsmitteln, sexueller Erziehung zu Selbstbestimmung und Eigenverantwortung und starker sozialer Unterstützung für Frauengesundheitsvorsorge in der Geburtshilfe zu verknüpfen.
Abtreibung ist nur ein Teil vieler Rechte, die für Frauen sichergestellt werden müssen. Die ökonomische Sicherheit und Gesundheit sind ebenso wichtig. Aber der Kampf um das Abtreibungsrecht ist ein fundamentaler Bestandteil des Kampfes um die Befreiung der Frauen.
Ohne sichere legale Abtreibungsmöglichkeiten gibt es für Frauen keine gute Gesundheit, keine guten Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und keine frei gewählten gewaltfreien Beziehungen.

Erscheint in Zeitungsausgabe: