„Wir haben, seit ich mich erinnern kann, nie über der Inflationsrate abgeschlossen.“

Interview mit der Betriebsrätin Anita Greul am ganztägigen zweiten Streik der oberösterreichischen Ordensspitäler, auf der Betriebsversammlung im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz.

VORWÄRTS: Wie demokratisch wurde der Streik geplant und organisiert?

BR Anita Greul: Die Forderungen und Kampfmaßnahmen sind zuerst in den Betriebsräten diskutiert worden. Dann wurde das in einer Konferenz aller acht Betriebsräte der oberösterreichischen Ordensspitäler abgesprochen. Schließlich sind wir damit in die einzelnen Betriebe gegangen und haben den KollegInnen genug Zeit gegeben die Forderungen, Angebote der Arbeitgeber und Kampfmaßnahmen zu diskutieren. In Betriebsversammlungen wurde das abgeschlossen und abstimmt. Die KollegInnen gingen ziemlich geschlossen mit uns.

V: Welche Auswirkungen hatte die Spitalsreform schon bei euch?

BR Greul: Die HNO-Station und der HNO-OP wurde schon zugesperrt. Die gynäkologische und vielleicht die urologische Station wird noch zugesperrt werden. Es wurde zwar versichert, dass kein Personal abgebaut wird. Doch die KollegInnen haben trotzdem Angst, dass sie gekündigt werden und vor allem nach Pensionierungen die Stellen nicht mehr nachbesetzt werde. Diese Angst hat sich auch auf die Teilnahme am Streik ausgewirkt.

V: Euere Verhandlungsteams betonen in den Medien, dass schon einige Jahre massiver Reallohnverlust hingenommen wurde. Wie sehen eure vergangenen Abschlüsse genau aus?

BR Greul: Wir übernehmen immer den Abschluss der „gespag“ (Landeskrankenhäuser - „OÖ. Gesundheits- und Spitalsgesellschaft AG“, Anmerkung der Redaktion). Wir haben in den letzten drei Jahren insgesamt mehr als 5,3 % Reallohnverlust gehabt.

V: Habt ihr davor über der Inflationsrate abgeschlossen?

BR Greul: Nein, nur annähernd! Wir haben, seit ich mich erinnern kann, nie über der Inflationsrate abgeschlossen.

V: Gibt es in der Gewerkschaft Ansätze eines gemeinsamen Kampfes des Gesundheitsbereichs gegen die Kürzungen?

BR Greul: Der AKH-Betriebsrat solidarisiert sich. Doch es gibt zu wenig Initiative von den BetriebsrätInnen, vor allem bei der „gespag“ (Gewerkschaft Öffentlicher Dienst mit FCG-Mehrheit, ÖVP-Fraktion, Anmerkung der Redaktion)

Danke für das Gespräch und viel Erfolg für euren weiteren Kampf! Die Unterstützung der SLP und Berichterstattung des VORWÄRTS habt ihr.