„European Super League“ – Lasst euch nicht den Fußball nehmen!

von Matt Waine, Socialist Party (ISA in Irland)

Die Nachricht, dass 12 europäische Top-Fußballclubs planen, eine neue „European Super League“ zu gründen, hat bei Fußballfans in ganz Europa für Empörung gesorgt. Die sogenannten „Big Six“ der englischen Premier League (Liverpool, Manchester City, Manchester United, Arsenal, Chelsea und Tottenham Hotspurs) wollen sich mit drei Topclubs aus der spanischen La Liga (Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid) und drei aus der italienischen Serie A (Juventus, AC Mailand und Inter Mailand) zusammenschließen. Der französische Gigant Paris Saint-Germain hat bisher abgelehnt mitzumachen, aber es wird vermutet, dass die Gespräche noch laufen. Bayern München und andere Bundesligaklubs haben sich zum jetzigen Zeitpunkt dagegen ausgesprochen.

Diese üble Initiative ist das Gegenteil des Fußballs und sogar des vom Kapitalismus geheiligten Prinzips des „Wettbewerbs“. Obwohl die Details noch nicht ganz klar sind, scheint es keinen Abstieg aus dieser Superliga zu geben, zumindest nicht für die Gründungsvereine. Sie ist so konzipiert, dass sie den Rest der Wettbewerbe und Teams verdrängt. Es ist eine vollendete Tatsache für den Rest der europäischen Fußballgemeinschaft – „wir sind die Könige, wir schreiben die Gesetze und kontrollieren das große Geld“.

Das Scheitern des modernen Fußballs

Aus dem Spiel der breiten Masse ist ein Spiel der Reichen geworden – ein Spielball saudischer Prinzen, zwielichtiger Oligarch*innen und größenwahnsinniger Geier-Kapitalist*innen. Schiere, nackte Gier ist hier die Motivation, wie bei allem im Kapitalismus. „Alles, was heilig ist, wird entweiht“, schrieb Karl Marx über das unersättliche Verlangen des Kapitalismus, alles zur Ware zu machen und aus allem immer größeren Profit für eine schwindende Zahl superreicher Eliten herauszuquetschen.

Aber diese aktuelle, von Gier getriebene Initiative ist keineswegs neu. Sie läuft schon seit Jahrzehnten. Für viele war die Gründung der englischen Premier League im Jahr 1992 der Wendepunkt. In Wirklichkeit begann die langsame Demontage des wunderbaren Spiels schon früher mit der Abschaffung der Stehplätze, den immer höher werdenden Marktwerten der Star-Fußballer, der Explosion des Merchandising, den Firmen-Logen in den Stadien, den steigenden Ticketpreisen – all das hat den Fußball immer weiter von den Fans entfernt.

Der Vorschlag selbst ist ein Eingeständnis des Scheiterns des „modernen Fußballs“. Massive Investitionen von einer*m neuen plutokratischen Eigentümer*in sind ein teuflischer Pakt. Hinter dem Bild eines lächelnden Scheichs oder einer*m amerikanischen Milliardär*in, die/der das Vereinstrikot hält, verbirgt sich eine Warnung: Bring mir Profit, sonst…! Wenn ein großer Verein seine heimische Liga nicht gewinnt oder die Champions League mit ihren lukrativen Einnahmen verpasst, droht ihm der finanzielle Ruin.

Zweifellos hat die Covid-Pandemie dieses Schreckgespenst in den Vordergrund gerückt, da praktisch alle großen Klubs massiv überschuldet und gefährlich knapp bei Kasse sind (obwohl sie immer noch besser dastehen als die kleineren Klubs ohne die großen TV-Deals). Aber es entlarvt auch eine andere fundamentale Lüge des Kapitalismus – dass der freie Markt freien Wettbewerb schafft, der Innovation und Kreativität antreibt. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Er führt zu Monopolen. Das hier ist das Amazon oder Apple des Sports. Es sieht vielleicht schön und glänzend aus, aber in Wirklichkeit zerstört es mehr, als es schafft. Der moderne Fußball ist nicht anders.

Massiver Widerstand der Fans

Aber der Widerstand gegen diese unerbittliche „Anti-Fußball“-Richtung ist mit dieser Ankündigung geradezu explodiert. Eine Umfrage unter den Fans der Spurs ergab, dass 97% gegen die neue Superliga sind. Gary Nevilles Kritik an der Ankündigung wurde auf Twitter fast 5 Millionen Mal aufgerufen – ein mutiger Schritt, wenn man bedenkt, dass er die Sky-Plattform von Rupert Murdock (der sich über diesen Vorschlag die Lippen lecken muss) für seine Kritik genutzt hat. Die Facebook-Seiten der Vereine wurden von wütenden Fans überschwemmt, die damit drohten, ihrem Kindheitsverein nicht mehr zu folgen, sollten sie sich für die Super League entscheiden. Ein Fan kommentierte auf Twitter: „Bis die Leute verstehen, dass wir im #Kapitalismus keine schönen Dinge haben können, wird das immer wieder passieren. Wir werden weiterhin Dinge verlieren, die uns wichtig sind und für die wir eine Leidenschaft haben, damit jemand anderes davon profitiert.“

Einige Kommentator*innen, wie Gary Lineker, behaupten, dass dies einfach ein Trick der großen Clubs sei, um bessere Bedingungen von der UEFA für Fernsehrechte und Sponsorenverträge zu bekommen. Das bleibt abzuwarten, aber der springende Punkt ist: Der Fußball wird von Geier-Kapitalist*innen, großen Unternehmen und Banken ausgeschlachtet. Wie das Spiel selbst werden wir reduziert, zu bloßen Zuschauer*innen, von denen erwartet wird, dass sie überhöhte Preise zahlen, um die Geldbeutel der Reichen zu füllen.

Radikale Veränderung sind nötig

Die UEFA, der europäische Fußballverband, hat den Schritt verurteilt. Aber die UEFA ist hier wie Dr. Frankenstein – sie hat das Monster geschaffen, das sich nun gegen sie wendet. Die Korruption und Gier, die zum Wesen der UEFA gehören – Hinterzimmerdeals, um lukrative Sponsorenverträge oder Austragungsrechte zu vergeben – machten eine Entwicklung wie diese unausweichlich. Die UEFA ist nicht der Freund der Fußballfans, genauso wenig wie sie der Verteidiger des Fußballs ist.

Selbst wenn der aktuelle Vorschlag auf Eis gelegt oder ein Kompromiss ausgearbeitet wird, ist unser Spiel immer noch in großer Gefahr. Es muss den schmutzigen Händen der Kapitalist*innen entrissen werden. Fan-geführte Vereine, in denen die Entscheidungen von denen getroffen werden, die den Verein auch wirklich unterstützen, sind der einzige Weg, wie der Fußball gerettet werden kann. Das mag jetzt wie ein Wunschtraum erscheinen, aber die Alternative ist, zuzusehen, wie unsere Vereine und unser Spiel von Leuten zerstört werden, die vor nichts Halt machen, um Gewinne zu erwirtschaften.

Foto: Alejandro Ramos, CC BY-SA 2.0  , via Wikimedia Commons