Ökologische Nachhaltigkeit nur ohne Marktwirtschaft

„Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.“ (aus: Friedrich Engels: „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affens“, 1876).

Mit der Entwicklung des Kapitalismus nahm die Wirkung des Menschen auf die Natur zu. Die Natur wird als verbrauchbarer Rohstoff, als Ware oder als gratis nutzbares Mittel mit der Aufgabe, den Profit zu mehren, gesehen. Der Kapitalismus ist „anarchisch“, wie es Marx und Engels bezeichnen. D. h., dass nicht die kollektiven Bedürfnisse der Menschheit von Bedeutung sind, sondern für jeden individuellen Kapitalisten nur seine eignen, individuellen Bedürfnisse – und das ist ein möglichst hoher Profit. Dadurch hat aber, wie Engels in „Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“ beschreibt, Nachhaltigkeit im Rahmen einer kapitalistischen Produktionsweise keinen Platz: „Wo einzelne Kapitalisten um des unmittelbaren Profits willen produzieren und austauschen, können in erster Linie nur die nächsten, unmittelbarsten Resultate in Betracht kommen.“

In einer sozialistischen, geplanten Wirtschaft können alle Ressourcen in einer für die Gesamtheit optimalen Form eingesetzt werden. Waren werden nicht produziert, damit sie verkauft werden, sondern nur, wenn ein Bedarf danach existiert. Schon heute könnten viele Produkte in viel besserer Qualität erzeugt werden – von Feinstrumpfhosen über Glühbirnen bis zu Wohnhäusern.

Die Idee, die Funktionsweise des Kapitalismus zu nutzen, um ihn ökologischer zu machen – also umweltschädliche Produktion zu verteuern, so dass es billiger ist, umweltfreundlich zu produzieren – ist bestechend, aber eine Illusion. Sie geht davon aus, dass der Staat ein neutrales Instrument im Sinne der Allgemeinheit wäre, der diese Regelungen durchsetzt. Tatsächlich hat der Staat aber die Aufgabe, die Interessen der herrschenden Klasse (d. h. heute der KapitalistInnen) durchzusetzen.

Im Kapitalismus wird oft versucht – auch von Seiten der Grünen – Umweltschutz durch Strafzahlungen zu erreichen. Wenn z. B. durch Ökosteuern das Benzin verteuert wird, dann wird die ArbeiterInnenklasse doppelt getroffen: 1) werden die teureren Transportkosten vom Handel direkt an die KonsumentInnen weitergegeben, d. h. Milch, Fernseher und Slipeinlagen werden teurer. 2) müssen ArbeitnehmerInnen, die aufgrund eines unzureichenden oder teuren öffentlichen Verkehrsnetzes mit dem Auto fahren, einen großen Teil ihres Einkommens für Transportkosten abliefern. Für uns als SozialistInnen ist die Antwort daher nicht „Ökosteuern“, sondern z. B. in der Frage des Transportes der Ausbau des Öffentlichen Verkehrswesens, die Einführung von Nulltarifen sowie die Abschaffung von Massensteuern (Mehrwertssteuer) und eine hohe Gewinn- und Vermögensbesteuerung.

Umweltschutz ist ein zentrales Thema für die Zukunft der Menschheit: So falsch es ist, dessen Lösung auf den Sozialismus zu verschieben, so falsch ist es zu glauben, es könnte im Rahmen des Kapitalismus gelöst werden. Zur Rettung der Umwelt sind wir gezwungen, den Rahmen des kapitalistischen Systems zu sprengen.

  • Stark gekürzter Nachdruck aus: „Nachhaltige Entwicklung Durch Wirtschaftliche Planung“; Hrsg.: SLP, 2003
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