1918 - Revolution in Deutschland

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Im Spätherbst 2008 jährte sich der Beginn der deutschen Revolution zum 90. Mal. Das heißt auch 90 Jahre Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. 1914 hat die Führung der sozialdemokratischen Parteien mit der Unterstützung ihrer jeweiligen nationalen Bourgeoisie erst den Krieg ermöglicht. Auf Seiten der KriegsgegnerInnen waren nicht viele übergeblieben. Über die „Zimmerwalder Konferenz“[1] schrieb Leo Trotzki später: [2]
Genau darin sahen auch Luxemburg und Liebknecht ihre Aufgabe. Zuerst als Gruppe Internationale, dann als Spartakusbund in und außerhalb der USPD und schließlich mit der Gründung der KPD 1918/19 – sie gaben der deutschen ArbeiterInnenklasse eine revolutionäre Führung und schließlich auch eine neue Partei. So weit diese Zeit heute schon zurückliegt, so aktuell sind die Aufgaben und Lehren nach wie vor.
Auch heute steht die ArbeiterInnenklasse in fast allen Ländern ohne Führung und Partei da. Sascha Stanicic greift diesen wesentlichen Aspekt in „Die Bedeutung der deutschen Revolution von 1918-23“ auf und legt einen roten Faden von 1918/19 bis heute. Er zieht in seinem Beitrag die für die heutige Zeit relevanten Schlüsse aus der deutschen Revolution. Ruth Fischer, Gründungsmitglied der KPD und später in der Linken Opposition Leo Trotzkis, gibt im 1948 erstmals erschienen Text „Liebknecht und Luxemburg“ einen kurzen Überblick über das Leben von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. „Die Schicksalstage einer Revolution“ sind ein Abriss über die erste revolutionäre Welle 1918/19 und die ungeheure Dynamik, die durch Revolutionen losgetreten werden kann. Dazu passt auch der Artikel „Was will der Spartakusbund“ von Karl Liebknecht aus dem Dezember 1918. Liebknecht fasst die ersten Erfolge zusammen, warnt aber auch vor den Gefahren, die Zügel aus der Hand – bzw. in die Arme von Ebert und Konsorten zu geben. Die „Rede auf dem Gründungsparteitag der KPD“ von Paul Levi greift die durchaus schwierige Frage der Beteiligung von revolutionären Parteien bei bürgerlichen Wahlen auf. Trotz revolutionärer Situation spricht er sich dafür aus, dass die gerade erst gegründete KPD an den Wahlen zur Nationalversammlung im Jänner 1919 kandidieren soll. Ja gerade zu muss, wenn sie nicht Abseits stehen und die Initiative SPD und USPD überlassen will. Auch ein Thema, das uns bis heute betrifft! Rosa Luxemburg zeigt in „Was machen die Führer“, dass in Momenten beschleunigter Entwicklung, die Führung sehr schnell zu einem Hemmschuh werden kann wenn sie einen falschen Kurs einschlägt. Deswegen muss sich die revolutionäre Bewegung eigene Organe schaffen. Am Schluss steht mit dem Glückwunsch-Telegramm des revolutionären Russlands „An alle Arbeiter-, Soldaten- und Matrosenräte Deutschlands“ ein weiteres kleines Stück Zeitgeschichte. Die Bolschewiki verhandeln nicht (nur) mit den Vertretern des bürgerlichen Deutschland über einen Frieden, sondern wenden sich direkt an die deutsche ArbeiterInnenklasse. Das „Glossar und Namensregister“ soll helfen, sich in den Texten besser zurückzufinden.
In diesem Sinn hoffen wir, eine interessante Auswahl an Beiträgen und Artikeln zusammengetragen zu haben und dass wir Teil eines neuen Knotens des roten Fadens sind, der unter anderen von Liebknecht und Luxemburg 1918/19 ausgelegt wurde. Denn die brennenden Fragen, denen sich das deutsche Proletariat Anfang des 20igsten Jahrhunderts gegenübersah, sind nach wie vor aktuell: Krieg, Wirtschaftskrise, soziale Probleme. Gerade am Beginn einer neuen Wirtschaftskrise in deren Verlauf wir Elemente von Revolution und Konterrevolution erleben können sind die Lehren aus der deutschen Revolution aktuell und wichtig.

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