Zielpunkt: Ausbeutung für 5,50 Euro

Interview mit einem ehemaligen Teilzeitbeschäftigten bei Zielpunkt/plus

Vorwärts: Du hast in 2 Filialen von Zielpunkt bzw. plus in Oberösterreich gearbeitet. Was waren die ersten Eindrücke und deine Aufgaben?

D.: Nachdem ich zur Einschulung hingegangen bin, habe ich sofort zu arbeiten beginnen müssen. Meinen Vertrag habe ich auf einem Kofferraumdeckel im Freien unterschrieben. In der Filiale herrscht ein rüder Umgangston und eine unangenehme Arbeitsatmosphäre.  Ein Rayonsleiter sagte gleich zu Beginn, hier solle “jeder Mitarbeiter gegen jeden” stehen. Meine Aufgaben reichten von Brotbacken über Regalbetreuung bis zu Bodenschrubben im Kühlraum.

Vorwärts: Wie sah es mit der Entlohnung aus?

D.: Ich wurde Teilzeit für 20h/Woche angestellt und bekam eingerechnet der Überstunden im Durchschnitt nur 5,50 Euro pro Stunde netto. Ich musste noch dazu täglich an die 2 Stunden pendeln. Die Kette Zielpunkt/Plus versucht, mit sehr niedrigen Preisen zu punkten. Dafür sollen nicht nur die Mitarbeiter durch Niedriglöhne “zahlen”. Als ich begann, wurde gerade umgestellt. Die alte Feinkost mit Bedienung wurde aufgelöst, stattdessen ein Bereich mit nur mehr abgepackter Ware eingerichtet. Kürzlich hat das “Handelsblatt” von großen Gewinnen der Zielpunkt-Kette berichtet.

Vorwärts: Du hast mittlerweile dort aufgehört. Was sind deine Schlußfolgerungen?

D.: Ja; letztlich war es ein untragbares Arbeitsklima bei sehr wenig Geld; darum habe ich aufgehört und wieder eine andere Arbeit gesucht. Unser “Pausenraum” für die ganze Filiale war ein Abstellkammerl mit 2 Sessel und einem kleinen Fenster. Mehr hat drin nicht Platz. Wichtig ist, dass in jedem Betrieb ein Betriebsrat ist. Das ist eine Voraussetzung, wie sich die Beschäftigten gemeinsam zur Wehr setzen können. Mir hat eine ältere Angestellte am Beginn gesagt, es gäbe hier keinen Betriebsrat. Leider ist im Einzelhandel der Anteil an Betriebsräten und ebenso an gewerkschaftlicher Organisierung gering. Das zeigt sich dann in derart niedrigen Löhnen und miesen Bedingungen. In jedem Fall sollte man die Rechtsberatung der Arbeiterkammer in Anspruch nehmen, wenn man in der Arbeit schlecht behandelt wird, und auch die Arbeitsverträge sollte man durchchecken lassen.

Vorwärts: Danke für das Gespräch.

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