Weil die Arbeit mit Menschen so schön ist ...

Sonja Grusch, SLP-Bundessprecherin

Weil die Arbeit mit Menschen so schön ist, sollen all jene, die sie machen eigentlich dankbar sein. Und nicht so frech, dafür auch noch Geld zu verlangen. Faymann meint, der LehrerInnenberuf soll endlich ein Ganztagsjob werden. Und „vergisst“ dabei, dass eine Unterrichtsstunde mehr braucht als 50 Minuten abzusitzen. Ganz ähnlich bei jenen, die in der Kinderbetreuung arbeiten. Die sollen „gut qualifiziert“ sein und natürlich „motiviert“– aber das ganze bitte möglichst billig.
Aber mal zur Praxis: Wie sehen denn diese Jobs mit Menschen aus? Kinder, Jugendliche oder Kranke kann mensch nicht einfach abschalten. D.h. Pausen sind in diesen Jobs oft nicht möglich. Die Probleme, mit denen mensch konfrontiert ist – psychische Probleme der Kinder, Gewaltopfer etc. – sind auch für die Betreuungspersonen eine Belastung. Mensch will helfen. Kann es aber immer weniger, weil der „Betreuungsschlüssel“ bestenfalls suboptimal ist. Tatsache ist: Menschen, die die schwierigen Jobs im Sozialbereich leisten, sind meist mies bezahlt. Und wenn sie sich dagegen wehren, dann kommt per Medien&Politik die Moralkeule. Da sind sie dann auf einmal „faul“, „egoistisch“ und „lassen die armen Kinder im Stich“.
Es ist schon eine verkehrte Welt, wenn ManagerInnen, die Jobs vernichten und Betriebe in den Bankrott führen, hunderttausende Euro bekommen und all jene, die mit Menschen arbeiten, mit einem Hungerlohn abgespeist werden. Miese LehrerInnen kennen wir alle. Miese Kinderbetreuung gibt es auch. Da kann viel kaputt gemacht werden bei Kindern und Jugendlichen. All die „ExpertInnen“ und PolitikerInnen, die erklären, dass LehrerInnen und BetreuerInnen mehr arbeiten können und dass höhere Einkommen leider nicht möglich sind – sollen sie es doch mal machen. Wer glaubt „das bisschen Spielen mit den Kleinen, dass kann ja nicht so schwer sein“ - soll den Job mal für eine Woche machen. PolitikerInnen sind überbezahlte, abgehobene und weltfremde Wesen. KindergartenpädagogInnen und AssistentInnen sowie LehrerInnen sind die wahren ExpertInnen. Sie wissen was notwendig ist. Und sollten es gemeinsam mit Eltern und Jugendlichen auch entscheiden können. Dafür sind am 17.10. 2000 auf die Strasse gegangen. Unfinanzierbar? Solange Milliarden in Banken und Wirtschaft gesteckt werden, eine offensichtliche Lüge.

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