Sa 01.11.2003
Auch die letzte Nummer der Volksstimme demonstrierte, wie es um die Partei politisch bestellt ist: Innerparteiliche GegnerInnen werden öffentlich diffamiert. Selbstbeweihräuchernd und vereinnahmend stellt sich das Blatt als - nun eingestelltes - Organ aller sozialen Bewegungen in Österreich dar. Und ein Artikel über die Geschichte der KPÖ unterstellt dieser einen "linkssozialistischen Kurs" in den 50er und 60er Jahren - der Zeit der Niederschlagung der ungarischen Revolution (1956) und des Prager Frühlings (1968). Auch im Zusammenhang mit dem für die KPÖ so weitreichenden Urteil haben Partei und Volksstimme bis heute kein einziges selbstkritisches Wort gefunden. Die Fragen liegen trotzdem offen: Hat die KPÖ nicht einzig ihrem Stalinismus den einstigen Reichtum zu verdanken? Wie setzte sie ihr Wirtschaftsimperium im Dienste der ArbeiterInnenbewegung ein, wenn es Menschen gab, die sich daran eine goldene Nase verdienten? Die KPÖ erhebt in der letzten Nummer der Volksstimme den Anspruch, heute dort zu stehen, wie bei ihrer Gründung 1918. Doch die Kommunistische Partei war damals eine revolutionäre Partei, welche sich den Sturz des Kapitalismus und den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft auf ihre Fahnen geheftet hatte. Davon spiegelt sich nach 60 Jahren Stalinismus und 10 Jahren "Erneuerung" in der KPÖ heute kaum mehr etwas wider. Das ist, obwohl die Partei immer noch über wesentlich bessere Ressourcen als die KommunistInnen 1918 verfügt, das wirkliche Problem der KPÖ.