Viennale: Politisch verfolgtes US-Kino

Blacklisted.
Martin Birkner

"Are you or have you ever been a member of the Communist Party?" lautete die berühmte Frage des "House Committee of Un-American-Activities". Dieses Komitee hatte während der sogenannten McCarthy-Ära die Aufgabe, vermeintliche oder wirkliche "kommunistische Umtriebe" in der Filmbranche, dem damals mit Abstand wichtigsten Segment der US-Kulturindustrie, mit aller Härte zu bekämpfen.
War die Antwort nicht befriedigend, so folgten Geld- und Haft(!)strafen, Berufsverbote, kurz: die Unmöglichkeit, sich in den Staaten künstlerisch und/oder politisch zu betätigen (" blacklisted"). Die Sanktionen trafen keineswegs ausschließlich Kommunist-Innen. Antirassistische Gesinnung, Auftreten für die Gewerkschaftsbewegung oder für die Rechte der Native Americans, Feminismus, - jede Abweichung von der US-amerikanischen „Kalten-Kriegs-Norm“ wurde geahndet.
Den verfolgten linken Filmschaffenden der 40er und 50er Jahre ist die Retrospektive der Viennale 2000 - wohl nicht nur aus historischem Interesse - gewidmet. Die Filme umfassen einen Zeitraum von 40 Jahren (1937-´76) und beleuchten äußerst facettenreich das Schaffen der "Blacklist Victims" und auch deren politische Kämpfe. Der jüngste der 35 Filme, "Hollywood On Trial" von David Halpern Jr. ist eine Dokumentation über die "Hollywood" - zehn Filmschaffende, die dem "House Committee" 1947 die Antwort auf die berühmt-berüchtigte Frage verweigerten. Als "friendly witnesses" (d.h. Denunzianten) kommen hier auch Gary Cooper und der spätere US-Präsident Ronald Reagan zu ihrem Auftritt.
Als besondere Empfehlung sei abschließend noch "Salt Of The Earth" von Herbert J. Bibermann (15.10., 19 Uhr bzw. 28.10., 19 Uhr) genannt. Der im Jahr 1954 entstandene, durch Gewerkschaftsgelder finanzierte Film vereinigt die Themen Arbeitskampf/ Antirassismus/Frauenbewegung und avancierte so zum Klassiker des linken Kinos. Gespielt wurde er mit einer Ausnahme von LaienschauspielerInnen, genauer: mexikanischen Arbeitern und deren gar nicht rollenkonformen Frauen, welche einen kurz zuvor tatsächlich stattgefundenen Streik vor der Kamera nachspielen.... Das war wohl gar nicht im Sinne des US-Kino-Bosses Jack L. Warner: "Combining good citizenship with good entertainment" Hingehen!

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