Verkauf der Salinen Austria AG

Der Salzbaron!
Ali Kropf

Nach einigen gescheiterten Versuchen, größere Brocken der ehemaligen Verstaatlichten aufzukaufen, wurde der einstige Kronprinz Bruno Kreiskys, Hannes Androsch, nun von der ÖIAG zum neuen “Salzbaron” vom Ausseerland  gekürt.
Nach langem hin und her ist nun die Entscheidung über die, bis jetzt im staatlichen Besitz befindliche “Austria Salinen AG”, gefallen. Den Zuschlag erhielt der Ex-Finanzminister Hannes Androsch gemeinsam mit der oberösterreichischen Raiffeisen - Bank. In einer geschickten nationalistischen Kampagne gelang es Androsch und Raiffeisen, die anderen Mitbieter, wie die deutsche “Südsalz AG” oder den franko-amerikanischen Konzern “Salin du Midi” auszustechen.
Die lokale BürgerInneninitiative “Unser Salz” heizte die Stimmung vor Ort an und verlangte eine österreichische Lösung, anstatt den Betrieb an ausländisches Kapital zu verkaufen. Aber auch die Gewerkschaft und der Betriebsrat, der SP-Nationalrat Rainer Wimmer, unterwarfen sich dieser “Logik” des besseren - sprich österreichischen - Unternehmers. Und so wurde sogar mit Streik gedroht, falls nicht das Konsortium um Hannes Androsch den Zuschlag erhalten werde. Anstatt für einen Verbleib der Salinen in staatlichem Besitz und mehr Mitspracherecht der Beschäftigten zu kämpfen, begnügte man sich von Gewerkschaftsseite her mit einer “österreichischen Lösung”. Aber auch die OÖ-Landes- und Regionalpolitiker stellten sich völlig auf die Seite von Androsch, da er als einziger ein umfangreiches Tourismuskonzept für das Salzkammergut miteinbezogen hatte. Denn durch dieses Konzept konnten sich Land und Gemeinden vor der Verantwortung davonstehlen, die für diese Region wichtigen Tourismuseinrichtungen selbst zu errichten und zu tragen.  Was ein Tourismuskonzept mit Salzbergbau zu tun haben könnte, läßt sich bereits erahnen - nämlich, daß mit dem Abbau der Salzproduktion der Ausbau der “Erlebniswelt Salzbergwerk” Hand in Hand gehen wird.
Die vorläufigen Besitzverhältnisse regeln, daß Androsch und Raiffeisen jeweils 48,75 % erhalten und die restlichen 2,5 % der Ex-Salinenchef Kurt Thomanek. Längerfristig kündigte Androsch bereits an, daß er vorhabe, auch die Belegschaft mit rund 10 % an der “Austria Salinen AG” zu beteiligen. Das wird wahrscheinlich aber erst dann spruchreif werden, wenn die ersten Rationalisierungsmaßnahmen ins Haus stehen. Dann werden den Beschäftigten ein paar Brösel hingeworfen, damit sie sich ruhig verhalten und keinen Widerstand leisten. Kaum eine Woche nach dem Zuschlag verlauten die neuen Besitzer schon, daß sie sich um einen starken “Partner” umsehen werden, um auf dem europäischen Markt bestehen zu können. Als erster Anwärter dafür gilt der bereits bekannte Betrieb und ehemalige Konkurrent, die bayrische “Südsalz AG”.
Androsch ist in den letzten Jahren nicht nur wegen dem Aufkauf verstaatlichter Betriebe wieder verstärkt in der Öffentlichkeit gewesen, sondern auch wegen seinem Versuch, die SPÖ in die Richtung der englischen Labour Party unter der Führung Tony Blairs zu lenken. Blair verkörpert für Androsch den neuen, moderen Typ des Sozialdemokraten, der “frei” von allen Traditionen der ArbeiterInnenbewegung und nur noch der Wirtschaft verpflichtet ist. 

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