Streik: Ein Tabu kehrt zurück

Sonja Grusch

In der Früh in der U-Bahn: Österreich&Heute bieten Klatsch&Tratsch. Doch im Oktober war alles anders: der MetallerInnen-Streik war Thema Nr.1. Auch wenn das Ergebnis hinter dem Möglichen zurück bleibt ist klar: Streik ist wieder aktuell. Die Unterstützung für den Streik war in Umfragen bei bis zu 90%. Das spiegelt den Wunsch vieler wider, endlich auch entschlossen für höhere Löhne zu kämpfen. „Besorgt“ (angesichts der Vorbildwirkung) warnten FPÖ, Wirtschaftskammer, Wirtschaftsminister & Co. vor dem Streik.

2003 gab es die großen Streiks gegen die Pensionsreform und die Regierungsangriffe auf die ÖBB. Viele Jahre vorher und auch seither war Streik im Arsenal der Gewerkschaft nicht existent. Nun erklärt der Leitende Sekretär des ÖGB, Achitz: "Na selbstverständlich ist ein Streik kein Instrumentarium der österreichischen Sozialpartner, es ist ein Instrument der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften, für ihre Anliegen zu kämpfen, wenn es am sozialpartnerschaftlichen Verhandlungstisch keine Einigung gibt." Ganz neue Töne sind das – doch das bedeutet wohl weniger ein Umdenken der Gewerkschaftsführung, sondern spiegelt den enormen Druck wieder, der aus der Basis kommt. Auch in anderen Branchen sind nun Kampfmaßnahmen wahrscheinlicher geworden. Damit diese erfolgreich sind müssen die Streiks allerdings lebendiger, demokratischer und aktiver werden. In vielen Metallbetrieben wussten die Beschäftigten nicht ob/wann sie streiken und während des Streiks wurde bestenfalls mit Kartenspielen die Zeit tot geschlagen. Die Krise wird härter, die Angriffe auch. Um in einer solchen Situation auch härtere Streiks gewinnen zu können müssen die Streikenden über Streikaufnahme und Abbruch, über das Verhandlungsteam und -ergebnis entscheiden und den Streik aktiv mit Diskussionen, Demonstrationen und Aktionen selbst gestalten.

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