Schluss mit lustig: Widerstand!

Ene, mene, muh und raus bist du! EU, Regierung und Unternehmen kämpfen gegen Kollektivverträge.
Albert Kropf

Nur die Einkommen des Managements können mit den steigenden Preisen bei Mieten, Lebensmitteln, Strom, Gas oder Kanal- und Müllgebühren mithalten. Unsere Kollektivverträge können es nicht. Die haben in den letzten Jahren kaum die Inflation abgefangen, von den real steigenden Lebenskosten ganz zu schweigen. Gebühren wie die Autobahnvignette werden automatisch nach dem Verbraucherpreisindex angepasst. Der ist mit 3,8% höher als die Inflation. Doch im Öffentlichen Bereich wurde für ca. eine Million Beschäftigte eine Nulllohnrunde verordnet und der ÖGB stimmt zu. Auch im privaten Sektor sind die Abschlüsse mager. Die Gewerkschaft ist in der Defensive. Geht Sie nicht bedingungslos auf die Forderungen der Unternehmer ein, werden Verhandlungen und Kollektivverträge gekündigt, ausgesessen oder aufgesplittert. Journalismus, Druck, Metallbereich oder der „Wechsel“ in den schlechteren Kollektivvertrag bei der AUA sind die jüngsten Beispiele.

Das entspricht auch der Politik der EU. Sie nutzt die Krise und fordert in den besonders arg gebeutelten Staaten die Aushebelung und Aufhebung der Kollektivverträge! Bund, Länder und Gemeinden sind bei uns Vorreiter. Es gibt die Nulllohnrunde und einige Bundesländer zahlten 2012 unter dem abgeschlossenen Kollektivvertrag. Die Gewerkschaften geben klein bei, wenn nicht genügend Druck aus den Betrieben da ist. Hauptsache sie dürfen „verhandeln“. So aber gelingt es, die Kosten für die Krise voll auf dem Rücken der Beschäftigten abzuladen. Aber nicht nur das. Die Wirtschaftsprognosen sind düster. Insofern versuchen die Unternehmen, mit niedrigen und aufgeweichten Kollektivverträgen „vorzusorgen“. Viele Menschen haben allerdings jetzt schon keinen Polster mehr. Die nächste Welle der Krise wird sie dann mit voller Wucht treffen. Wir brauchen Gewerkschaften, die dieser Tatsache ins Auge sehen und nicht mehr Verständnis für die Bilanzen der Unternehmen als für die Geldbörseln der Beschäftigten haben. Dazu müssen wir uns an der Basis organisieren und den Druck auf die Gewerkschaften erhöhen.

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