Rote Seitenblicke - Die Bikinifigur

Lila Ramharter

Kommt der Mai, werden wir alle wieder bombardiert mit Diät-Tipps, Bikini-Figuren und weiß der Geier, was noch. Jedes Jahr aufs Neue muss der „Winterspeck“ weg, frau muss sich „straffen“, um in der Badesaison aussehen zu können wie ein Werbeplakat. Aber warum?

Die Diätindustrie macht Millionen mit den Körperunzufriedenen. Wer es mit den bestenfalls halbnützlichen „Tipps“ aus Magazinen nicht schafft, sucht bald die Hilfe von professionellen Diät-Coaches oder ErnährungsberaterInnen - die gerne mal über 100 € die Stunde verlangen. Oft müssen zusätzlich noch Nahrungsergänzungsmittel gekauft werden, deren Preis sich ebenfalls im zweistelligen Bereich befindet. Wer abnehmen will, kann das natürlich auch ohne teure Hilfe. Umso näher aber die Badesaison rückt, umso verlockender klingen Angebote für „garantiert schnelles Abnehmen um nur 200 €“ oder Ähnliches.

Dabei kommt – abgesehen vom unrealistischen Schlankheitsideal – das reale Problem des Übergewichts nicht von irgendwo: Bombardiert mit Werbung, ungesundes – weil billigeres – Essen in Kantine und Schulbuffet. Und als Folge der Wirtschaftskrise steht vielen Haushalten weniger Geld zur Verfügung. Das wird oft durch billigeres – und dabei meist ungesünderes – Essen ausgeglichen. Mit einem engen Budget ist die Wahl zwischen einem Burger um 2 € und einer ausgewogenen Mahlzeit um mindestens 5 € nicht schwer. Es wird ein Teufelskreis geschaffen: Was wir am Essen sparen, wird uns auf der Suche nach der „Bikini-Figur“ wieder abgenommen.

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: